Mit dem dynamischen M 70 Pro X bietet beyerdynamic ein XLR-Mikrofon für Broadcastanwendungen im Heim- und Studiobereich. Das Mikrofon eignet sich hervorragend für die Aufnahme von Sprache und Gesang.
Das Mikrofon bietet neben dem hochauflösenden Klangbild, welches durch seinen ausgewogenen Frequenzgang hervorgerufen wird, ein sehr gutes Signal-Rausch-Verhältnis. Zudem besteht durch den abgestimmten Nahbesprechungseffekt eine gleichbleindene Klarheit der Aufnahme, auch wenn sich der Abstand vom Mund zum Mikrofon verändert. Zusätzlich ist das Mikrofon exzellent verarbeitet und erfüllt mit seinem Design die Anforderungen moderner Nutzer.
Die integrierte, elastische Systemaufhängung des M 70 Pro X beugt wirkungsvoll Körperschallgeräuschen vor und der im Lieferumfang enthaltene Pop-Schutz unterdrückt großzügig Plosivlaute, sodass es nicht poppt oder zischt. Daneben schützt der enthaltene Pop-Filter, wie auch ein integrierter High Density Schaumstoff die Kapsel zusätzlich vor Staub.
Zum Betreiben des Mikrofons wird lediglich das dreipolige XLR-Kabel eingesteckt und mit dem anderen Ende mit einem Vorverstärker oder einem Interface verbunden. Da das M 70 Pro X mit einem dynamischem Wandlerprinzip arbeitet, wird keine Phantomspeisung benötigt. Da das Mikrofon die Richtcharakteristik einer Niere besitzt, wird nur der Schall aufgenommen, der die Membran von vorne trifft. Somit kann das Mikrofon optimal positioniert und ausgerichtet werden.
beyerdynamic zeichnet sich durch die Verwendung von hochwertigen Materialien aus. Beste Voraussetzungen für ein zuverlässiges, funktionierendes Mikrofon mit hervorragender Aufnahmequalität. Und das über viele Jahre hinweg, denn bei Bedarf können Teile wie Kapsel, Platine, Stecker oder Gehäuseteile ersetzt und repariert werden.
Ich hatte dieses dynamische Mikrofon für Broadcastanwendungen schon eine Weile auf meiner Liste, habe es allerdings offen gestanden aufgrund diverser kritischer Reviews nicht erworben. Hier ging es stets insbesondere darum, dass es im ursprünglichen UVP im Vergleich zu anderen dynamischen Mikrofonen für etwa halb so viel Geld in der Regel "nur" gleichwertige Leistung bringt. - Nun aber, bei deutlich gefallenem Preis, die Chance, doch irgendwie gut zu werden?
Zunächst ist ein Set aus Mikrofon, einer (sehr guten) Spinne mit Wechselformatadapter sowie einem Poppschutz (welchen ich durch seine Position in der OVP beinahe nicht mal bemerkt habe) schon eine gute Zusammenstellung, um loszulegen, wenn hierfür unter 100 Euro die Preisansage sind. - Ein einfacher Stand sowie das passende XLR-Kabel bringen ein vollständiges Set somit gerade so knapp über 100 Euro.
Die Verarbeitung des Mikrofons ist bombastisch, es fühlt sich wertig und stabil an. Bei der Verbindung mit einem Scarlett Audio Interface fällt auf, dass auch hier der Gain am Interface selbst recht hochgerissen werden muss, damit bei normaler Besprechung des Mikrofons ein guter Pegel gewährleistet wird (es ist noch längst kein SM7B-Gain-Territorium). Mindestens 70 % des Gainwegs bei einem Scarlett sind hier schon beinahe obligatorisch, sofern nicht ein Fethead oder vergleichbares im persönlichen Werkzeugkoffer aushelfen kann.
Die Besprechung mit Nieren-Charakteristik ist für Streaming, Voiceovers, Podcasting und dergleichen durchaus gut akustisch abgeschirmt, als dynamisches Mikrofon mit einem Frequenzbereich von 25 Hz bis 18 KHz deckt es einen sehr breiten Bereich ab und eignet sich daher auch für weitere Zwecke. Im Bereich von 4 sowie 8 KHz des Frequenzspektrums ist die Präsenz etwas rasanter angehoben - dies konnte ich nun selbst nach vielen anderen Reviews auch feststellen. Ich würde das ganz laiensprachlich als "Näselbereich" identifizieren, es kommt meines Erachtens aber bei sämtlichen Mikrofonen am Ende auf die Nachbearbeitung an, zudem auch auf die Eigenschaften der Sprecherstimme. In meinem Fall habe ich die ungnädige Ehre, sowieso mindestens bei 8KHz abzusenken, ein Quäntchen mehr Absenkung als üblich in meinem EQ-Profil hat sich ohne viel Kopfzerbrechen schnell umsetzen lassen und ich hatte, was ich mir akustisch für meine Stimme wünsche.
Mir gefällt bislang die ansonsten recht authentisch anmutende Akustik des Mikrofons, welche mir ermöglicht, sehr cleane Voiceovers für meine Videos zu erstellen. Für Gesang sowie Abnahme von akustischen Gitarren soll das Mikrofon sich ironischerweise wegen dem Frequenzprofil beinahe besser eignen, ich kann dies aber mit meinem Anwendungsbereich weder verifizieren, noch falsifizieren.
Mir gelingen jedenfalls durchsetzungsfähige, einfach nachzuschleifende Voiceovers. Meine Stimme wird weitestgehend ehrlich abgebildet und auch ohne Zusatzgeräte direkt an einem Scarlett Interface ist bei hohem Gain der Noisefloor meiner Erkenntnis nach auch nur durch die Preamps des Interface selbst und so gar nicht durch das Mikrofon zusätzlich geprägt (das ist super!).
Für etwa 250 Euro hätte ich den populären Reviews Recht gegeben, dennoch wäre auch dann das Mikrofon nicht "ohne Preisrelation" ein schlechtes. Für beinahe nur ein Drittel des ehemaligen Preises finde ich es jedoch extrem attraktiv, insbesondere, wenn man Mikrofone auch in ihrem spezifischen intendierten Anwendungsszenario versteht. Wer eine riesige Sammlung an verschiedensten Mikrofonen hat, wird das M70 Pro X nicht unbedingt vermissen, wer aber - wie ich - ohnehin eher mit Voiceovers für Tutorials und dergleichen agiert und nicht die eierlegende Wollmilchsau sucht, sollte sich dieses Mikrofon unbedingt ansehen!
Fazit: Für diesen Preis und bei dieser durchsetzungsfähigen Gesamtleistung eine richtig starke Kaufempfehlung!