Als drittes Modul innerhalb des
XAOC Devices
Leibniz-Subsystems wird
Jena
mit dem Hauptmodul Drezno in einer Schleife gekoppelt. Das Modul verfügt über
acht Ausgänge, die wahlweise Teile einer Wellenform, Schaltzustände oder Triggermuster
ausgeben können. Zudem gibt es
CV-Eingänge
für die Parameter Bank, Shape und Phase. Egal ob Drumloop, Modulationsquelle oder Oszillator-Signal, Jena entnimmt Drezno das eingespeiste Signal und legt eine Schablone drauf, verwendet diese als Schnittmuster für (Verzerrer-Charakter), führt das Ergebnis zu Drezno zurück und gibt das in acht Teile zerlegte Signal an den Einzelausgängen ab. Zusammen mit den Eingängen vom Hauptmodul können Einzel-Ein- und Ausgänge in einen direkten Bezug zueinander versetzt werden. Bei Verwendung langsamer Wellenformen gibt Jena an den Digitalausgängen patternartige Triggermuster ab.
Für alle, die hier ganz unsicher sind, zuerst vorsichtshalber die wichtigste Info: Es ist quasi ein Expander für "Drezno" und hat keine Funktion ohne eben dieses - oder kommende entsprechende Module aus dem Leibniz-Binary-Subsystem.
Ich habe das Jena direkt mit dem Drezno erworben, obwohl wohl "Lipsk" in der Regel der erste Zukauf für letzteres ist. Jena stellt mehrere Bänke mit Wellenformen bereit, welche (beinahe) zeitgleich zum - in Form von Bits konvertierten - Eingangssignal nach Abtastung substituiert werden.
Hieraus ergeben sich...:
- ein Wavetable-Oscillator, der aber nicht über 1V/Oktave gesteuert wird, sondern über einen anderen Oscillator, welcher als "Träger" für die Wavetables dient, durch welche dieser dann eben ersetzt wird (unter anderem ist auch eine Formant-Soundbank inklusive)
- ein Modulationsmorpher auf Basis eben dieser Wavetables - auch Arten der Wellenfaltung werden hierdurch - wenn auch nicht klassisch - möglich
- Ein Triggersequenzer (an den individuellen Bitoutputs des Jena) mit Presetpattern von je 8 Spuren (über Preset 55 musste ich schmunzeln, da ich ewig kein Drum-n-Bass mehr gehört hatte)
- Ein Generator für Walsh-Funktionen, welche ich nicht zu Genüge verstehe - immerhin kann ich unter Vorbehalt sagen, dass diese harmonisch in mathematischen Verhältnissen stehen und auch für die individuellen Bitoutputs gedacht sind
Besonders nutze ich Jena als Wavetable-Oscillator und freue mich über das Morphing von je 256 Wellen pro Bank in Zusammenhang mit der CV-Kontrolle an einem "Shapes"-Eingang. Hier kann auch ganz wild über die Bänke selbst geswitcht werden, da auch hier ein CV-Eingang existiert.
Interessant wird es allerdings über die Phase der Wellenform (hierfür gibt es auch noch einen einfach belegten Drehregler zu 360° Phasenverschiebung). Durch den passenden CV-Eingang kann hier auch Synthese über Phasenmodulation erweitert werden. Für letzteres eignen sich diverse Bänke insbesondere, welche Xaoc Devices gut zusammengestellt haben.
Dabei ist zu beachten, dass auch Jena genauso wie Drezno über einen Linkschalter verfügt, um es im Loop mit Drezno zu aktivieren oder eben ohne Umkabeln an der Rückseite aus der Kette zu nehmen. Das hebe ich vor allem hervor, weil auch "ungelinkt" Jena weiterhin scannt und an den individuellen Bitoutputs Gates auswirft, was super praktisch ist, da die Wellenform an Drezno derweil wieder "schadlos" entweichen kann!
Jena bezieht wahlweise die Clock von Jena, welche im Linksystem inbegriffen ist, oder eben die eigene ebenso schnelle interne Clock. In Zusammenspiel mit "synchronous und asynchronus regime" lässt sich die Wandlung manipulieren, wobei auch digitale Artefakte resultieren können - insgesamt ist Jena bei der Generation von Wavetables aber so immens schnell, dass sich die Microsekunden-Verzögerung z.B. bei Pitch erfreulicherweise nicht hören lässt.
Das Subsystem ist vielleicht zu Beginn etwas einschüchternd, aber sowohl die Rückseitige Verkettung als auch die einzelnen Bausteine lassen sich schnell verstehen und effektiv einsetzen. Gerade Jena ist hierbei eine unglaubliche Erweiterung, weshalb ich es vorerst dem "Lipsk" vorgezogen habe.
Jena macht soviel Spaß, wie es auch den Kopf herausfordert. Ein rückseitiger USB-Anschluss suggeriert, dass künftig auch Updates und/oder neue Wavetablebänke importierbar sein werden - eigentlich schade, dass letzteres nicht bereits über irgendeinen Editor möglich ist, zumal mit diverser Software ja auch im Handumdrehen eigene Wavetables erstellt werden könnten.
Jena empfehle ich, meine aber eigentlich das "Leibniz-System" als Ganzes, es lohnt sich.
Man benötigt ein Drezno Modul, mit dem eingehende analog Signale digitalisiert und Zahlenkolonnen wieder analogiesiert werden. Die Aufgabe von Jena ist es, die digitalisierten Zahlen mit unterschiedlichsten Transformationsfunktionen zu bearbeiten. Oder kurz, was man hineinsendet, kann sehr "anders" wieder herauskommen.
Das Ganze funktioniert wie ein Waveshaper, der sehr viele Wellenformen zur Verfügung stellt. LFOs werden zu komplexen Modulationsquellen, auf Audio im Eingang erhält man Wavetable-artige Klangverläufe. Die binären Ausgänge am Modul liefern bei langsamen Eingangssignalen rhyhtmische Folgen, die man für Percussion einsetzen kann, bei Audiosignalen am Eingang kann man die schnellen Bitwechsel als Rechteck-Oszillatoren verwenden.
Ja, das Ganze wirkt etwas experimentell und überhaupt nicht Main-Stream, aber das Modul wirkt und klingt gut, je nachdem wie man es einsetzt. Man sollte aber etwas Neigung zum kreativ-experimentellen mitbringen, dann findet man bald Funktionen, an die man vorher nicht gedacht hatte.