Das Meraki
Zugegeben, die Bedienung und das "Recallen" von Sounds ist nicht ganz einfach. Aber der Klang und das was das Pedal macht ist überragend. Ja, es ist auch etwas zu teuer. Leider. Wenn der Sound 100% wet ist, hört man das typische Rauschen. Es ist aber im normalen Spielbetrieb ein musikalisch, analoges Rauschen. Die Idee mit dem Halten des Buttons den Sound Richtung Feedback-Schleife zu trimmen ist ebenfalls sehr musikalisch. Line-Levels gehen auch - allerdings mit entsprechend eingestelltem Input-Level. Ich habe ( zuviele ) Pedale und auch einige klassische Originale Vintage wie das Roland 201 Space Echo, 19" 2290 von TC, EMT 250 Folienhall und Ursa Major als Vergleich im Studio und muss sagen: das Meraki kommt nun als eines der besten Pedals in die GigRig-Kette für tägliches Arbeiten.
Das Meraki nutze ich als Effektgerät für E-Piano und Synths und bin begeistert vom Klang, aber enttäuscht vom der Bedienbarkeit und dem Gesamtnutzen.
Der wesentliche besondere Charakter dieses Pedals kommt daher, daß der linke und der rechte Kanal getrennt voneinander prozessiert werden und sich gegenseitig beeinflussen können.
Das ganze kann noch mit einem LFO moduliert werden und passiert in einem rein analogen Signalweg - und dieser Aspekt ist Fluch und Segen zugleich.
Als "Manual" muss ein Prospekt herhalten, der wenig hilfreich ist. Dennoch gelingen einem mit ordentlich Einarbeitungszeit ein paar schöne Einstellungen. Für Studiomusiker ein Problem: keine Speichermöglichkeit (analog, Dude!).
Letztenlich gibt es zwei "Signature Moves" dieses Effektpedals: ein Oszillieren bis in eine Feedback-Übersteuerung sowie ein phasenverschobenes Stereo-Delay.
Das erstere klingt zwar toll, aber immer gleich, ist schwierig zu steuern und bricht oft unschön ab.
Und das zweite steht und fällt mit der Beherrschung des LFO, den man über Kippschalter, Sekundärfunktion und einen Encoder einstellen muss.
Die UI ist voller Unzulänglichkeiten:
Die Encoder scheinen nicht linear zu regeln, sondern in einigen Abschnitten viel kleinschrittiger. Blöd, wenn genau dort die sweet spots liegen und dann schwer zu treffen sind.
Die Kippschalter sind unterdimensioniert und schlecht ablesbar.
Die Encoder-Stellungen geben nicht zwingend die gewählten Einstellungen wieder: schaltet man zwischen den Stereo-Kanälen hin- und her, muss man raten, welche Werte eingestellt sind, weil die Encoderstellungen ja dann für den anderen Kanal gültig waren.
Für Untermenü-Funktionen muss der Bypass-Switch fest bis zum Anschlage gedrückt gehalten werden; fehleranfällig und unpraktisch.
Die Delay-Frequenz lässt sich TAP-switchen, aber diese Einstellungen ändern sich unerklärlicherweise während des Betriebs. Man könnte das mit einem EXP-Pedal kontrollieren, dazu sind aber dip-switch-Änderungen auf der Platine im Inneren des Pedals notwendig.
Die vielleicht wichtigste Einstellung, nämlich die Geschwindigkeit, mit der das Feedback-Signal in die Oszillation übergeht (nochmal: dieser Effekt ist eines der Alleinstellungsmerkmale!) wird über zwei winzige Potis ohne Skala eingestellt, die man nur nach Aufschrauben des Pedals erreicht. Wie kommt man auf so einen Unfug?
Kein Wunder, daß Walrus dringend anrät, lieber gleich alles per MIDI zu steuern. Allerdings ändert sich das Clock-Verhalten des Gerätes, wenn ein MIDI-Stecker angebracht ist, auch das ist nicht ganz triftig zu Ende gedacht.
Letztendlich ist der aufgerufene Preis zu happig für dieses prinzipiell sagenhaft schön klingende Pedal. Es wird einem hier mit der Analog-Masche viel Geld abgenommen.
Positiv:
+ Eines der wenigen Effektgeräte, die ein Stereo-Signal originell verarbeiten können
+ kann zwar nur wenige Soundeffekte, aber die können wunderschön sein
+ hübsche Anzeige des LFO-Effektes
+ volle MIDI-Kontrolle
Negativ:
- kein Zubehör, Manual wenig hilfreich
- User interface wirklich schlecht, Untermenü-Lösungen unpraktisch
- Encoder- und TAP-Switch-Verhalten mit Tücken
- Dip switches und Potis nur erreichbar nach Gehäuseöffnung - unterirdisch!
- Recht begrenzter Einsatzzweck und wenig versatil
- CV-Anschlüsse nicht vorhanden
Fazit: uverhältnismäißg teuer, nur weil das Pedal voll analog ist