Für jeden Vertreter der Streichinstrumente gibt es natürlich eine immense Vielzahl verschiedenster Saiten, anhand derer man seine persönliche Vorliebe in Bezug auf Spieltechnik und Klang umsetzen kann. Diese kommen nicht nur in verschiedensten Ausführungen, Stärken und Spannungen, sondern bieten auch unterschiedlichste Materialen für den Kern, die Beschichtung und die Umwicklung, wodurch sowohl das Feeling als auch der Sound des Instruments stark beeinflusst werden kann. Die enorme Auswahl kann auf der Suche nach dem goldenen Ton zugegebenermaßen fast schon erschlagend wirken. Um für seinen individuellen Spielstil das Richtige zu finden, beleuchten wir hier daher die wichtigsten Unterschiede zwischen den einzelnen Saitensätzen.
Die am stärksten auf Klang und Haptik einflussnehmende Größe ist bei den Streichersaiten der Saitenkern, welcher aus verschiedensten Materialien bestehen kann.
Metallkernsaiten
Saiten mit Metallkern versprechen in der Regel die höchste Lebensdauer von allen Saiten und sind auch gegen äußere Einflüsse wie Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede eher unempfindlich, was sie besonders stimmstabil macht. Klanglich erzeugen sie einen lauten und strahlenden Ton mit guter Ansprache, welcher auf einigen Instrumenten jedoch recht grell und metallisch wirken kann. Zusätzlich können sich Metallkernsaiten im Gegensatz zu anderen Kernmaterialien beim Greifen durch die linke Hand etwas härter anfühlen, was gerade für Einsteiger zuweilen unangenehm werden kann.
Oft gewählte Saitensätze mit Stahlkern sind zum Beispiel die Pirastro Chromcor mit Stahlkern und Chromstahl-Umspinnung, die unter Einsteigern beliebten Pirastro Piranito und die Thomastik Präzision mit Chrom- oder Aluminiumumspinnung.
Darmsaiten
Als wohl ältester Vertreter der Kernmaterialien für Streichinstrumente wäre Katzendarm zu nennen. Keine Sorge, in der gesamten Geschichte der Streichersaite hat Niemand auch nur einer Katze je ein Haar gekrümmt! Woher dieser irreführende Begriff kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Fakt ist aber, dass hier ausschließlich Naturdärme von Huftieren wie Schafen und Ziegen zum Einsatz kommen. Die Darmsaite ist die wohl älteste bekannteste Streichersaite und wird daher auch gerne für die historische Aufführungspraxis barocker Stücke verwendet, um dem Klangideal zu Zeiten Bachs möglichst nahe zu kommen. Auch moderne Spieler verwenden gerne Darmsaiten aufgrund ihres unverwechselbaren Klangcharakters mit vokaler Note und ihrer ebenfalls guten Ansprache. Allerdings sind Darmsaiten nicht allzu lange haltbar und äußerst empfindlich gegenüber Temperatur und Luftfeuchtigkeit, wodurch sie bei weitem nicht so stimmstabil wie die Metallsaite sind.
Es ist durchaus verständlich, dass einige Violinisten heutzutage nur ungern echten Tierdarm auf ihrem Instrument spielen möchten. Daher gehen einige Saitenhersteller mittlerweile dazu über, den markanten Klangcharakter der Darmsaite über künstliche Kernmaterialien nachzubilden, für die kein Tier mehr zu Schaden kommen muss.
Berühmte Vertreter der Darmsaite sind die Saitensätze Pirastro Gold, Pirastro Eudoxa, Pirastro Oliv und Pirastro Passione.
Synthetiksaiten
Zu guter Letzt gibt es noch die Kunststoff- oder auch Synthetiksaiten. Diese Art der Streichersaiten zählt zu den modernsten und kann aus verschiedenen synthetisch hergestellten Kunststoffen wie Nylon oder Polyester bestehen. Kunststoffsaiten sind nicht nur reißfest und äußerst stimmstabil, sondern auch in der Lage, einen durchaus warmen und vollen Klang mit weit gestecktem Dynamikumfang zu erzeugen. Synthetiksaiten sind in der Regel mit anderen Materialien umsponnen, um den Klangcharakter weiter zu beeinflussen.
Als beliebte Saitensätze mit Synthetikkern zählen die Pirastro Tonica mit Nylonkern, sowie die Pirastro Obligato, Pirastro Evah Pirazzi und Pirastro Violino, welche auf synthetisches Multifilament setzen. Thomastik Infeld bietet hingegen mit den Thomastik Dominant und AlphaYue ebenfalls gut spielbare Synthetikkernsaiten für Einsteiger.
Das Saitenende für den Saitenhalter ist in zwei verschiedenen Ausführungen erhältlich: Mit Metall-Kugel oder klassischer Schlinge. Welcher Typ für das eigene Instrument der richtige ist, hängt vom jeweils verwendeten Feinstimmer ab. Tendenziell neigen Instrumente mit niedrigem Steg zu Feinstimmern, die die Saiten über einen Haken befestigen. Hierfür wird eine Saite mit Schlinge benötigt. Andere bieten hingegen die Aufnahme der Kugel, oder auch Ball-End genannt. Einige Hersteller bieten mittlerweile sogar Saitensätze an, bei denen die Kugel bei Bedarf aus dem Saitenende gedrückt werden kann, wodurch eine Schlinge zum Einhängen zurückbleibt und man so immer auf der sicheren Seite ist!