Der GAIA 2 von Roland ist ein sehr vielseitiger, digitaler Synthesizer, der sich in nahezu allen Genres der elektronischen Musik wohlfühlt und selbstredend auch darüber hinaus spannende Klänge für neue Ströme der Popkultur liefert. Die Live- und Performancetauglichkeit wird durch sämtliche klangrelevanten Parameter im Direktzugriff sowie die anschlagdynamische 37 Tasten Klaviatur unterstrichen. Die Virtuell-Analoge Synthese deckt einen unglaublich weiten Bereich von Klängen ab, die sich größtenteils an historischen Vorbildern orientieren ohne diese bewusst zu imitieren. Ein Highlight der Klangerzeugung ist die Option, Model Expansions aus der Roland Cloud in den GAIA 2 laden zu können. Ab Werk ist der Synthesizer-Klassiker SH-101 vorinstalliert. Die Polyphonie beträgt maximal 22 Stimmen und variiert in Abhängigkeit vor der geladenen Model Expansion und/oder bestimmten Klangeinstellungen. Erfreulicher Weise hat Roland die Voice Modi Poly, Mono, Legato, Unison und Chord implementiert; damit deckt der GAIA 2 in einem Rutsch auch Basslines, Dub-Chords und Mainstage-Solos ab. Insgesamt stehen 768 Sounds zum Spielen bereit, die sich auf jeweils 512 User und 256 Factory Sounds verteilen. Alternativ zu den Speicherplätzen gibt es den Manual Mode; wird dieser genutzt, entspricht das Gehörte den Einstellungen auf dem Panel. Natürlich fehlt auch der Arpeggiator nicht. Mit verschiedenen Abspielmustern und Oktavlagen programmierbar, liefert dieser Basslines und mäandernde Solos aus dem Stand heraus. Die Pattern des Stepsequencers können bis zu 64 Schritte lang sein, dabei werden je Schritt bis zu acht Noten und vier Parameter aufgezeichnet. Die Aufnahme erfolgt in Echtzeit oder im Step/TR-Modus; die Random-Funktion generiert auf Wunsch eigenständig Pattern. Absolut performancetauglich ist das Motional Pad; welches zwei beliebige Parameter per Fingerstreich auf einmal steuert.
Wavetable & VA-Synthese unter einem Dach
Die digitale Klangerzeugung des GAIA 2 folgt dem klassischen Signalweg Oszillatoren > Mixer > Filter > VCA und etwas Modulation drumherum. Der GAIA 2 bedient sich dabei einer Mixtur aus einemWavetable-Oszillator und zwei gleichartigen Oszillatoren mit klassischen Wellenformen. Der Wavetable Oszillator greift auf 63 Wellenformen zurück, die umfangreich modulierbar sind. Die anderen beiden Oszillatoren beherrschen jeweils die gängigen Wellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck (mit PWM), SuperSaw und fünf Rausch-Typen. Die SuperSaw-Wellenform kennt und liebt man seit dem JP-8000 Synthesizer, welche gerade bei Trance und Rave Sounds ein fester Bestandteil vieler Produktionen geworden ist. Zudem sind zwischen den Oszillatoren 2 und 3 Hardsync oder Ringmodulation schaltbar und Crossmodulation wird geboten. Zwischen Mixer und Filter hat Roland dem GAIA 2 den Drive-Parameter spendiert, der das Oszillatorgemisch bei Bedarf ordentlich anrauen kann. Das resonante Multimode-Filter beherrscht die drei Modi Lowpass, Bandpass und Highpass mit einer Flankensteilheit von wahlweise 12, 18 oder 24 dB was einen Großteil bekannter und beliebter Analogsounds abdeckt.
Eine Zauberkasten für lebendige Klänge
Beim GAIA 2 geht Roland teilweise neue Wege was die Modulationsmöglichkeiten betrifft. Das Filter und der nachfolgende VCA verfügen jeweils über eine eigene ADSR Hüllkurve. Die Oszillator-Sektion ist mit einer A/D-Hüllkurve ausgestattet, die auf Pitch, Wellenform und andere Parameter anwendbar ist. Zwei zur Clock synchronisierbare LFOs sind auf fast jeden Regler oder Fader adressierbar; doch damit nicht genug, je LFO sind bis zu vier Parameter gleichzeitig zuweisbar. Neben den gängigen Wellenformen beherrschen die LFOs auch Random und Sample & Hold sowie eine selbst programmierbare Wellenform. Die sechste Modulationsquelle ist das Motion-Pad welches zum einen zwei Parameter des Wavetable-Oszillators steuert oder zwei anderen Parametern zugewiesen werden kann.
Effekte - ein bisschen geht immer
Das letzte Element im Signalweg ist der Effektprozessor, der Delay oder Reverb mit 7 Varianten, 3 Chorus-Typen und satte 53 Multieffekt Algorithmen wie z.B. Distortion, Flanger oder Phaser bereithält. Darüber hinaus ist die Reihenfolge der drei Effektblöcke frei definierbar. Den Abschluss bilden ein Master EQ und Kompressor.
Integriertes USB Audio Interface
Der GAIA 2 ist mit einem vollwertigen Audio Interface ausgestattet. Über den USB Anschluss schickt das Instrument seine Sounds direkt in eine DAW rein; dies erübrigt beim Aufnehmen den Umweg über ein externes USB-Interface oder USB-Mischpult. Umgekehrt ist es auch möglich, den GAIA 2 als Audio Interface zur Musikausgabe für Laptops und Computer (PC/Mac) zu verwenden. Gerade kleine Setups können von dieser Flexibilität profitieren! Über den USB-Anschluss werden nicht nur Audio, sondern MIDI-Daten mit der DAW ausgetauscht. Daher ist der GAIA 2 auch als Masterkeyboard in rechnergestützten Setups eine gute Wahl.
Das erste, was auffällt, ist die Qualität der Synthesizerkonstruktion und die Klarheit (großartiges Layout, klare Beschriftung) des Frontpanels. Das Tastenbett ist überhaupt nicht toyish und ermöglicht eine gute Kontrolle über die Velocity.
In Bezug auf die Funktionalitäten, 3x Oszillatoren (mit Wavetable & VA), 2x LFOs, 1x Multimode-Filter, ein Sequenzer und eine riesige Palette von großartig klingenden FXs.
Das Modul, das den Klangcharakter dieses Synthesizers am stärksten prägt, ist der einzelne Multimode-Filter. Es funktioniert, aber es ist klinisch und hüten Sie sich vor der Resonanz, die das tiefe Ende tötet, sehr schreiend und nicht gezähmt.
Mit Sorgfalt programmiert und unter Verwendung der hervorragenden Effekte lassen sich fantastische Pads, Ambiences, Sequenzen und Bässe erzielen. Ich würde ihn nicht für Lead-Sounds und druckvolle Elemente verwenden, sondern als großartigen „Comping“- und Saucen-Synthesizer.