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Studio Hardware

Warum noch analoge Technik?

In den letzten 20 Jahren sind mithilfe von Plug-ins Dinge möglich geworden, die Analogtechnik kaum leisten kann: In Sachen Signaltreue und Phasenverhalten sind Plug-ins wie die Equalizer von Fabfilter oder Universal Audio Analoggeräten klar überlegen. Selbst bei der Nachbildung analoger Klassiker ist heutzutage einiges möglich: Anstatt den Klang eines Fairchild oder eines API 512 nachzumachen, wird der Schaltplan 1:1 in ein physikalisches, digitales Modell (man spricht von physical modeling) übertragen, das sich genauso verhält wie das Original. Warum sollte man also eine hohe Summe für analoge Preamps, Kompressoren und Equalizer ausgeben? Hier steckt der Teufel im Detail: Bei der Gestaltung der Plug-ins sind Bauteiltoleranzen bisher wenig, das komplexe Reagieren auf unterschiedliche Impedanzen und Pegel aber noch fast gar nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für das charakteristische, analoge Übersteuerungsverhalten: Sättigung erzeugt Obertöne. Obertöne gehen in den hohen Frequenzen über den Wiedergabebereich der meisten Plug-ins hinaus und erzeugen damit Fehler (Aliase), die in den hörbaren Bereich zurückgespiegelt werden. Nur wirklich hervorragende Software schafft es, das Obertonverhalten der Analogtechnik überzeugend nachzubilden.

Aber mehr noch: Die Großzeit der Analogtechnik war nicht in den 70ern, sondern sie ist heute. Firmen wie Drawmer, SPL und Elysia stellen abseits des Mainstreams eigenständige, besondere und funktionale Technik her, die mit Plug-ins noch nicht nachgemacht werden kann und durch ihre einzigartige Arbeitsweise manchmal deutlich Vorteile gegenüber Plug-ins haben. Eine andere Geschichte wiederum sind Vorverstärker für Mikrofone: Das Herstellen des Line-Pegels vor der Digitalwandlung muss analog erfolgen. Die Qualität des verwendeten Vorverstärkers, ob im Interface verbaut oder nicht, wird immer entscheidend für die Qualität der Aufnahme sein.

Vorverstärker & Channel Strips

Vorverstärker sind Bestandteil jedes Mischpultes oder Audio-Interfaces, können aber auch einzeln erworben werden. Die Qualität der Vorverstärkung ist neben der Wahl des Mikros entscheidend für den weiteren Signalfluss, sodass mit einem guten Vorverstärker leichter hochwertig klingende Tracks aufgezeichnet werden können. Beliebt sind besonders der AMS Neve 1073, den es mit oder ohne Equalizer gibt, sowie seine diversen Clones in unterschiedlichen Preisklassen. Die Firma Triton Audio aus den Niederlanden fertigt außerdem kleine Preamps mit festem Gain-Wert, die einfach auf das Mikrofon aufgesteckt werden können. Ein Channel Strip wiederum ist ein vollständiger Eingangskanal wie in einer großen Konsole mit Preamp, EQ und Kompressor. Besonders bei Mikrofonen mit niedrigem Ausgangspegel wie z.B. Bändchen oder manchen dynamischen sollte ein guter Preamp gleich beim Kauf mit eingeplant werden. Wichtig ist neben der Ausstattung und dem Klangcharakter vor allem die maximal mögliche Verstärkung.

Equalizer & Kompressoren

Trotz den beeindruckenden Ergebnissen, die heutzutage mit Plug-ins teilweise schon im Freeware-Bereich erzielt werden, erfreuen sich "echte" Kompressoren, Equalizer und Sättigungsgeräte nach wie vor großer Beliebtheit. Der Grund ist einfach: Die Geräte erleichtern den Arbeitsablauf des unter Zeitdruck arbeitenden Ton-Profis! Denn sie liefern oftmals nur durch ihre Anwesenheit im Signalweg einen Sound, der mit Software nur mit Mühe oder gar nicht erzielt werden könnte. Noch dazu sind diese Klangunterschiede mehr als bloße Nuancen oder Kleinigkeiten, die nur die Nerds wahrnehmen und die nach dem Mastern eh keiner mehr hört. Wer einmal Gesang mit einem LA-2A komprimiert, den Pultec-Trick ausprobiert oder seine Bass-Line durch einen 1176 im All-Buttons-Mode geschickt hat, wird nicht mehr darauf verzichten wollen wie der Gitarrist, der einmal im Studio einen echten Plexi auf Vollanschlag gespielt hat.

Glücklicherweise sind in den letzten Jahren diese Geräte erschwinglich geworden: Durch die Kopistentätigkeit der Firmen Warm Audio, Heritage Audio, Golden Age Project oder Klark Teknik sind die extrem teuren Originale auch für das Heimstudio interessant geworden. Wer statt einer Kopie lieber ein Original möchte, sollte sich einmal bei SPL, Elysia oder Drawmer umsehen: Alle drei Firmen fertigen hervorragende Audio-Technik ohne Mojo, aber mit glänzendem Innovationswillen und fein abstimmbarem Klangverhalten.

Effektprozessoren

Klassisches Habitat von Hardware-Effekten sind neben dem Studiobetrieb die Side Racks von Live-Toningenieuren. Dabei sind es meist Hall- oder Multieffektprozessoren, die dort für alle Instrumentengruppen und den Gesang verwendet werden. Wichtige Modelle dieses Typs sind bspw. das Lexicon MX 200 oder die verschiedenen Modelle von TC Electronic, die in allen Preisklassen erworben werden können und allesamt einen absolut tauglichen Klang und je nach Modell die gleichen detaillierten Einstellungsmöglichkeiten wie ein Plug-in bieten. Mittlerweile sind jedoch durch die immer besseren, in die Mischpulte integrierten Effektsektionen diese Geräte gerade bei kleineren Setups ins Hintertreffen geraten. Im Tonstudio dagegen sind sie nach wie vor die erste Wahl für hochwertige Hallräume. Der Harmonizer H7600 von Eventide ist dabei eines der Königsmodelle und qualifiziert sich durch langjährigen Einsatz bei allen Studioanwendungen.

Produzenten und Techniker, die computergestützt arbeiten, können bspw. mit dem TC DVR250-DT oder den Effektprozessoren von Universal Audio das beste aus beiden Welten verbinden und wertvolle Rechenleistung direkt aus der DAW in auf Soundbearbeitung spezialisierte Computertechnik auslagern.

Speziell für Sänger enstand der Wunsch, komplexe Studioeffekte auch im Live-Betrieb direkt auf der Bühne verfügbar zu machen, sodass hier mit der Voice Live-Serie von TC oder auch dem Boss VE20 erstklassige Lösungen für Pitchkorrektur, Hall, Kompression oder Stimmendopplung auf den Markt gekommen sind.

Gängige Marken sind:

Was bedeutet Class-A?

Der Begriff Class-A stammt aus der Endstufentechnik. Class-A-Endstufen können technisch bedingt das Audiomaterial mit geringerem Schaltungsaufwand sehr akkurat und verzerrungsfrei wiedergeben. Allerdings müssen diese Vorteile mit einem vergleichsweise hohen Energieverbrauch bezahlt werden. Die Unterscheidung zwischen Class-A oder bspw. Class-AB oder Class-D, die man auch von Gitarrenverstärkern kennt, spielt jedoch bei Vorstufenverstärkern wie Mikrofonverstärkern, Übergangsverstärkern in Kompressoren oder Gitarren-Pedals keine wirkliche Rolle: Eine anderes Schaltungsdesign als Class-A würde bei diesen Kleinleistungsstufen überhaupt keinen Vorteil erbringen, weil der Energieverbrauch vergleichsweise unbedeutend ist. Deswegen werden alle Mikrofonverstärker, Kompressoren, Equalizer, Verzerrer und anderes Gerät immer in Class-A ausgeführt. Warum begegnet man diesem Begriff dann so oft? Gerade Hersteller von Aufnahmeausrüstung, die an Klassikern wie dem Neve 1073, dem Urei 1176 oder an ihrer Klangcharakteristik angelehnt sind, benutzen diesen Begriff, um die Authentizität ihrer Produkte zu unterstreichen. Ähnlich wie in der Endstufentechnik bedeutet er daher: Es wurde kein Aufwand gescheut, um eine kompromisslose Klangqualität und eine wohldosierbare Färbung zu gewährleisten.

Was bedeutet diskret?

Es gibt zwei unterschiedliche Bauformen für elektronische Bauteile: Entweder sie sind für die Durchsteckmontage oder das Auflöten direkt auf der Platine vorgesehen. Erstere sind die diskreten Bauteile und ihre Pendants in der zweiten Gruppe heißen SMD-Bauteile, die man auch aus dem Inneren seines Computers kennt. Mit diskreten Bauteilen aufgebaute Schaltungen haben grundsätzlich keine Vorteile gegenüber solchen mit SMD-Bauteilen, stellen den Ingenieur allerdings vor geringere Probleme bei der Lösung der Wärmeableitung und dem Techniker fällt es leichter, weil er sie im Reparaturfall ohne Mikroskop und speziellen Lötkolben austauschen kann. Demgegenüber sind SMD-Bauteile (in der Massenfertigung) um ein Vielfaches billiger als diskrete Bauteile und können besser und schneller verarbeitet werden und ermöglichen ein deutlich kompakteres Platinendesign. Aber abgesehen davon, dass hochkapazitive Elkos oder viele High-End-Bauteile wie Styrolkondensatoren oder die Folienkondensatoren von Mundorf nur als diskrete Bauteile verfügbar sind, dient der Begriff diskret, genau wie der Begriff Class-A, heutzutage hauptsächlich als Werbebegriff; als Referent dafür, dass bei der Entwicklung oder Nachbildung der Schaltung keine Kosten und keine Mühen gescheut worden sind, um kompromisslose Qualität abliefern zu können.