Manchmal bewährt sich ein Standard über Jahrzehnte, weil die Idee dahinter einfach genial ist. So ist es auch mit dem MIDI-Standard. MIDI steht für „Musical Instrument Digital Interface“ und bedeutet übersetzt so viel wie „digitale Schnittstelle für Musikinstrumente“. MIDI- und Audiosignale unterscheiden sich grundlegend in ihrer Übertragungsweise. Im Gegensatz zu einem Audiosignal, das die komplette Klanginformation enthält und ohne Zwischenschritt abgespielt und angehört werden kann, übermittelt MIDI nur reine Steuerdaten. Wird an einem MIDI-Keyboard beispielsweise eine Taste angeschlagen, wird einzig und alleine ihr Notenwert (Tonhöhe), die Dauer des Anschlags und ihre Anschlagsstärke (Velocity) als Steuerdaten übertragen. Erst in einem zweiten Schritt können diesen Steuerdaten dann Sounds und Klänge aus einem Synthesizer oder einem Sampler zugewiesen und abgespielt werden.
Ob nun ein Synthie-, Klavier- oder Orgelsound mit diesen Steuerdaten erklingen, bestimmt der Klangerzeuger, der heute in vielen Fällen in Form einer Software für die klangliche Umsetzung sorgt. Dass die Erfindung, die auf die Roland Corporation ins Jahr 1982 zurückgeht, auch Jahrzehnte später noch Bestand hat, haben die Erfinder wohl kaum geahnt.
Da eine MIDI-Spur im Studio nur Steuerdaten aufzeichnet, können die eingespielten Daten im Editor der Aufnahmesoftware beliebig in Bezug auf Timing, Anschlagsstärke und Tonhöhe verschoben oder quantisiert (auf ein Raster gezogen) werden. Hat der Keyboarder alles bis auf wenige Noten perfekt eingespielt, können diese nachträglich mit der Maus verschoben werden. Das ist bei aufgenommenen Audiospuren nicht möglich. Darüber hinaus kann nachträglich beliebig oft das Instrument geändert werden, um genau den richtigen Sound für die Produktion zu finden.
MIDI ist nicht nur für Tasteninstrumente nützlich, sondern kann komplette Studios oder gar Live-Bühnen steuern. Im Prinzip ist MIDI eine Art Fernsteuerung, um gezielt Funktionen an Geräten umzuschalten. Das können einzelne Parameter oder ganze Programmwechsel sein. Im Extremfall können während einer Show auf der Bühne alle MIDI-fähigen Geräte gleichzeitig über eine mitlaufende MIDI-Datei gesteuert und umgeschaltet werden, um punktgenau andere Sounds und Einstellungen zu aktivieren.
Auch wenn das zugrundeliegende MIDI-Protokoll nach wie vor genial ist, muten die 5-poligen MIDI-Stecker und Buchsen doch etwas überholt an. Deshalb läuft das Protokoll zunehmend über USB-Schnittstellen. Wer allerdings Geräte mit herkömmlichen Din-5-Pol-MIDI-Anschlüssen hat und über einen Computer kommunizieren will, benötigt ein MIDI-Interface, dass sowohl MIDI IN/OUT Stecker besitzt als auch einen USB-Anschluss. Diese sind kostengünstig nachrüstbar und erweitern das Setup um eine vollwertige MIDI-Schnittstelle, um beispielsweise mit einem MIDI-Keyboard, das noch keinen USB-Anschluss besitzt, eine Software anzusteuern. Auch Daisy-Chain-Verkabelungen mit mehreren MIDI-Geräten sind oft einfacher über DIN-5-Pol-Stecker zu realisieren als über USB. Mittlerweile sind sogar MIDI-Interfaces für Tablets und zur drahtlosen Kommunikation erhältlich.
Um zwischen zwei Geräten mit 5-poligen MIDI-Steckern zu kommunizieren, wird ein Kabel pro Richtung benötigt. Achtung: Hier muss natürlich jeweils "MIDI-Out" mit "MIDI-In" verbunden werden und umgekehrt. Da kein Audiomaterial durch das Kabel fließt, spielt ein Signalverlust in diesen Leitungen keine Rolle. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass insgesamt nicht mehr als 10 m Kabelweg überschritten werden, damit es nicht zu Fehlern in der Übertragung kommt.
Mittlerweile lassen sich die meisten Geräte, deren Parameter digital beeinflusst werden können, über eine Software steuern. Allerdings ist es in einigen Fällen nicht erwünscht, die Steuerung über einen Computer vorzunehmen. Für diesen Fall sind externe Controller erhältlich, die eine Vielzahl von Fadern, Tasten oder Pads besitzen, um Befehle zu senden. Ein Szenario könnte die Steuerung eines Mixers sein, der ausschließlich über eine App gesteuert wird und keine Möglichkeiten zur direkten Steuerung am Gerät mit sich bringt.
Über einen externen MIDI-Controller lassen sich alle Parameter beeinflussen. Der Begriff "MIDI-Mapping" bedeutet, dass Funktionen (in Form von MIDI-Noten) unterschiedlichen Tasten oder Pads zugeordnet sind. Das lässt sich beispielsweise anhand eines E-Drumsets veranschaulichen: Hier haben jede Trommel und jedes Becken mindestens eine eigene MIDI-Note, die einem bestimmten Klang in der Software des MIDI-Instruments erzeugt. Die Schlagzeug-Plugins bringen bereits vorgefertigte MIDI-Maps für die gängigsten E-Drumkits als Presets mit, damit die Zuordnung stimmt und beim Schlag aufs Becken keine Bassdrum erklingt.
Das hat nichts mit CB-Funk zu tun, ist aber im Prinzip gar nicht so weit davon entfernt, da es auch hier um die Kommunikation auf dem passenden Kanal geht. Sollen zwei Geräte sich "verstehen", müssen diese denselben Kanal verwenden, damit die Nachricht ankommt und umgesetzt werden kann. Der Kanal lässt sich im Menü der Geräte bestimmen. Neben den Kanälen 1 - 16 besteht meist die Möglichkeit "Omni" anzuwählen, wodurch das Gerät auf allen Kanälen gleichzeitig kommunizieren kann, was bei einfachen Verbindungen Sinn macht. Bei größeren Setups müssen die MIDI-Kanäle unbedingt berücksichtigt werden, damit jedes Gerät nur die explizit adressierten Befehle erhält und nicht alle Geräte gleichzeitig auf Preset 001 umschalten, wenn der Wechsel lediglich für ein bestimmtes Synthie-Modul gedacht war.
...und zwar die besten Konzertflügel der Welt, die über eine Software und über ein MIDI-Interface angespielt werden können. Die Ergebnisse der Sample-Libraries sind heutzutage atemberaubend und umfassen beispielsweise die besten Grand-Pianos, deren Digitalisierung sich viele Softwarehersteller angenommen haben. Welcher sich für den Pianisten am besten anhört, entscheidet am Ende der eigene Geschmack und die persönliche Spielweise. Benötigt wird hierfür als Tastatur ein Keyboard oder Stagepiano mit MIDI-Ausgang oder ein Master-Keyboard, das speziell für diesen Einsatz erhältlich ist. Neben Pianos sind nahezu alle Instrumente, beziehungsweise synthetischen Klänge, in Sample-Libraries erhältlich, womit das komplette Orchester im heimischen Studio Platz nimmt und geduldig auf seine (MIDI-) Befehle wartet.
Mit einem MIDI-Interface, das auch Betriebssysteme wie iOS oder Android unterstützt, lassen sich auf Tablets und sogar Handys MIDI-Daten verarbeiten, um dort ein Keyboard anzuschließen und in der Bahn zum Auftritt nochmal schnell die Songs zu üben oder spontane Ideen festzuhalten.
MIDI ist also trotz seines lange zurückliegenden Ursprungs in den 80ern aus der heutigen Musikwelt nicht mehr wegzudenken und sorgt auch auf modernsten Geräten für die Kommunikation untereinander.