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Vor einigen Jahren war ein professioneller Live-Sound noch mit erheblichem Aufwand verbunden. Da wurden neben dem Mischpult große Racks mit Effektgeräten aufgestellt und ein langes Multicore-Kabel zur Bühne verlegt. Seitdem die Digitalmixer ihren Siegeszug angetreten haben, kommen auch kleinere Bands in den Genuss, alle klanglichen Möglichkeiten einsetzen zu können. Noch größere Vorteile bringt die Unterstützung eines Tablets zur Fernsteuerung. Zusammengefasst ist ein Digitalmixer mit Tablet-Steuerung aufgrund vieler Vorteile mittlerweile unerreichbar.
Das Mischen mit einem Tablet ermöglicht eine Beurteilung des Sounds von jeder Position aus im Raum. Schließlich kann der FOH-Mann nicht mit einem 32-Kanal-Pult samt Kabel durch den Raum laufen, um den Klang aus verschiedenen Perspektiven aus zu optimieren. Es ist natürlich nahezu unmöglich, "den perfekten Sound" für einen kompletten Raum zu finden, mit dem jeder Gast zufrieden ist, allerdings ist mit einem Tablet zur Steuerung des Mixers der Eingriff von überall machbar, um eine größtmögliche Schnittmenge zu finden.
Während ein fest installierter FOH-Platz nicht nur unnötigen Platz vor der Bühne, auf dem auch zahlende Gäste stehen könnten, einnimmt, ist auch die Beurteilung des Klanges im Raum an einen bestimmten Punkt gebunden. Mit der Fernbedienung des Mixers über ein Tablet kann sich der Tontechniker unauffällig unters Publikum Mischen und muss sich darüber hinaus auch keine Sorgen machen, dass die Gäste Ihre Getränke ständig in gefährlicher Nähe zum Pult abstellen.
Da viele Digitalmixer kaum noch (oder gar keine) Regler mehr besitzen, macht es in diesen Fall keinen Sinn mehr, diese außerhalb der Bühne zu positionieren. Während bei nicht Mixer-basierten Steuerungen eine Stagebox mit dickem Multicore-Kabel zum Pult verlegt wird, ist das mit Tablet-Steuerung deutlich einfacher: Der Mixer wird einfach wie eine Stagebox auf die Bühne gestellt und mit den verschiedenen Signalquellen verbunden. Das spart nicht nur lange Multicore-Kabel, sondern kann auf der Bühne auch DI-Boxen überflüssig machen, da die Kabelwege hier nur wenige Meter sind. So kann ein Keyboard direkt mit dem Mixer verbunden werden, der meist die passenden Combo-Eingangsbuchsen bietet, die sowohl Klinken- als auch XLR-Stecker erlauben.
Multicore-Kabel
Ein Multicore Kabel ist nichts anderes als ein Verlängerungskabel, dessen Kern je nach Ausführung beispielsweise 16 oder 32 XLR-Verlängerungen vereint, um die Anschlüsse des Mischpultes auch auf der Bühne zugänglich zu machen. Auf der einen Seite am Mischpult sind in dem Fall die Stecker (in der Regel XLR) als männliche Ausführung am Kabelende, während auf der Bühnenseite die Gegenstücke vorliegen. Meistens sind diese in eine sogenannte Stagebox integriert, was man sich als Schuhkarton-großen Kasten vorstellen kann, auf dem die Buchsen übersichtlich montiert sind.
Dank der digitalen DSPs lassen die digitalen Mixer kaum Wünsche offen und vereinen Klangprozessoren, aufwendige Equalizer und vieles mehr in einem Gehäuse, wofür vor einigen Jahren viele analoge Geräte angeschafft werden mussten. Im Prinzip ist ein Digitalmixer ein kleiner Spezial-Computer mit exakt abgestimmter Soundkarte und einem Anschlussfeld. Die Verwendung von externer Hardware ist über die Einschleifwege nach wie vor möglich, aber in den meisten Fällen nicht nötig, da die internen Effekte und Mikrofonvorverstärker heutzutage qualitativ hochwertig sind.
Neben der Vielzahl an klanglichen Möglichkeiten können die digitalen Mixer unter anderem durch ihre Speicherplätze punkten: Das bedeutet in der Praxis, dass ein Zustand mit allen Einstellungen jederzeit wieder hergestellt werden kann, was beim Soundcheck immense Zeit spart. Spielt eine Band in derselben oder ähnlicher Besetzung können die optimalen Einstellungen nach dem Konzert abgespeichert und beim nächsten Auftritt wieder genutzt werden. Theoretisch sollte der Sound dann exakt so wie beim letzten Gig sein. In der Praxis ist meistens etwas Feinjustierung angesagt, da jeder Raum andere klangliche Herausforderungen mit sich bringt. Die Speicherplätze, die je nach Hersteller oft als "Scenes" oder "Shows" bezeichnet sind, können auf Knopfdruck wieder hergestellt werden. Das ist sogar für einen einzelnen Song möglich, woran mit einem analogen Mixer gar nicht zu denken ist.
Vor der Neuanschaffung eines Pultes sollte erstmal eine kleine Bestandsaufnahme gemacht werden, wie viele Kanäle überhaupt benötigt werden. Gerade wenn ein Schlagzeug professionell abgenommen werden soll und mehrere Gesangsmikros eingesetzt werden, stößt man aus Erfahrung mit einem 16-Kanal Mixer schnell an seine Grenzen. Wenn die Steuerung über die App geschieht, sind mittlerweile Mixer mit 24, 32 oder noch mehr Eingängen deutlich erschwinglicher, weil sich die Größe durch wegfallende Komponenten der Kanalzüge (Fader, Regler etc.) nur minimal unterscheidet.
Kanalzug
Ein Kanalzug vereint sämtliche Möglichkeiten, um den Klang eines einzelnen Eingangssignals zu beeinflussen und ist an einem Mischpult in der Regel vertikal aufgebaut. Ganz oben kann meist die Eingangsempfindlichkeit des Signals am Gain-Regler angepasst werden. Darunter befinden sich ein Equalizer, die Effekte, Aux-Wege und weitere Einstellmöglichkeiten wie Low Cut-Schalter oder Solo/Mute-Buttons. Bei den App-gesteuerten Mixern wurden je nach Hersteller viele dieser Eigenschaften optisch übernommen.
Nicht nur die Eingänge, sondern auch die Ausspielwege sollten bei der Planung eine Rolle spielen. Insbesondere ist dabei Augenmerk auf die Anzahl der benötigten Monitorwege zu legen, die über die vorhandenen Aux-Kanäle angeschlossen werden. Unbedingt mit einzubeziehen ist auch die Frage, ob das Monitoring Mono oder Stereo erfolgt. Will eine vierköpfige Band pro Mitglied eine unabhängige Stereo-Mischung haben, so muss der Mixer mindestens acht Aux-Kanäle besitzen. Hier gibt es mittlerweile Alternativen verschiedener Hersteller, um die Auxwege nicht nur fürs Monitoring zu blockieren, damit diese eher für externe Effekte oder alternative Masterwege benutzt werden können.
Generell lässt sich sagen, dass viele App-gesteuerten Pulte klanglich auf einer Höhe sind, was sowohl die verbauten Komponenten wie Preamps als auch die Effekte angeht. Es macht tatsächlich Sinn, die App bei der Kaufentscheidung mit einzubeziehen. Schließlich ist ein guter Workflow essenziell für entspanntes Arbeiten. Besonders in Stress-Situationen beim Soundcheck. Nahezu alle Hersteller bieten für Ihre Apps einen Demo-Modus an, in dem in Ruhe ausprobiert werden kann, womit man sich am wohlsten fühlt.
Was nützt der tollste Mixer, wenn die Verbindung nicht zuverlässig arbeitet. Während einige Mixer nur über 2,4 GHz kommunizieren können, ist anderen auch das 5 GHz-Band zugänglich, was deutlich sicherer ist, wenn viele Smartphones oder Funkstrecken im Raum vorhanden sind. Am sichersten ist es jedoch, in einen guten externen Router zu investieren und diesen mit dem Mixer zu verbinden. Generell sollte bei ausschließlich App-basierten Mixern immer ein Havarie-Plan (Beispiel: Verbindung eines Computers via Ethernet-Kabel) vorhanden sein.
Die meisten Hersteller bieten ihre Apps zur Steuerung sowohl für Mac iOS als auch für Android-Systeme oder sogar LINUX (Behringer) an. Soundcraft dagegen setzt auf eine Browser-basierte Steuerung, womit sich jedes Internetfähige Endgerät verbinden lässt. Ganz unabhängig vom Betriebssystem.