Der Modor NF-1 ist ein achtstimmig polyphoner, digitaler Synthesizer, der in Belgien gefertigt wird. Seine Struktur mit drei Oszillatoren je zehn Wellenformen, Ringmodulator, Multimode Filter, Formant Filter, gut klingenden Effekten, vier Hüllkurven und allerlei Modulationsmöglichkeiten geben ihm ein Alleinstellungsmerkmal. Der NF-1 macht keinen Hehl darum seine digitale Natur zu verbergen. Er klingt im besten Sinne nach 90er Jahre, deckt vieles ab was damals Rang und Namen hatte und selbst heute noch gerne eingesetzt wird. Aufgrund der 7-stufigen Hüllkurve und ein paar Besonderheiten in der Oszillator-Sektion ist der NF-1 in der Lage, authentisch klingende Sounds des Roland Alpha Juno (1986) zu reproduzieren. Wer die alten Hoover-Sounds von PCP, Dominator (Human Resource) und Thunderdome kennt und liebt ist hier goldrichtig. Und ja, der NF-1 ist ein Garant im Hier und jetzt für Basslines, Chords, Pads, Strings und alles andere.
Durchdachter Aufbau
Das asymmetrisches Bedienfeld des NF-1 mag auf den ersten Blick ungewohnt erscheinen, aber schon nach kurzer Zeit erstellt man eigene Sounds da die Bedienstruktur und der Signalfluss logisch aufgebaut sind. Da sich die Oszillatoren und Hüllkurven die gleichen Bedienelemente teilen, können durch gleichzeitiges aktivieren mehrerer Taster die gleichen Parameter eingestellt werden. Dank vollständiger MIDI-Implementation, 448 Speicherplätze für Sounds und einem übergeordneten Chord Mode ist der NF-1 erfreulich live- und studiotauglich. Sämtliche Anschlüsse auf der Rückseite versetzt untergebracht, so muss man bei einer Installation im Rack (6HE) keine weiteren Höheneinheiten für die Kabel opfern. Zum mitgelieferten Zubehör gehören neben dem Netzteil ein Satz Rackohren zum Einbau in ein 19“ Rack und ein Paar Holzseitenteile für alle die den Vintage-Charme von Holz an Synthesizern lieben.
Die Oszillatoren
Die drei Oszillatoren sind identisch aufgebaut und bieten jeweils zehn Wellenformen. Diese decken die gängigen Wellenformen wie Sägezahn, Rechteck und Dreieck ab und beherrschen sogar Algorithmen für die ein ganzes Arsenal an Zusatzfunktionen notwendig wäre. Die Bedienung ist denkbar einfach gelöst. Die Modulation der Wellenform und der Tonhöhe kann unmittelbar durch LFO und Hüllkurve oder über die Modulationsmatrix erfolgen. Folgende Wellenform sind enthalten:
SAW: pulsbreitenmodulierter Sägezahn
SQU: pulsweitenmoduliertes Rechteck
TRI: pulsweitenmoduliertes Dreieck
SYNC: Klingt wie eine oszillatorsynchronisierte Welle
ADD: additive Obertöne
SONAR: resonantes, bandpassgefiltertes Rauschen
WIND: Geräusch von Blasinstrumenten
ARC: Rauschen im Stil von Arcade-Spielen
FM: Sinus-FM
FBFM: Sinus-FM mit Rückkopplung
Alle drei Oszillatoren nebst Rauschgenerator und der Ringmodulator werden im Mixer zusammengeführt. Mixerpegel sind über die Modulationsmatrix modulierbar. Für die beiden FM Modi gibt es zwei Tasten die das Frequenzverhältnis zwischen FM Carrier und FM Modulator festlegen. Nutzer alter FM Synthesizer von Yamaha werden sicherlich einige Gemeinsamkeiten erkennen.
Die Filter
Die Filter-Sektion des NF-1 glänzt mit zwei unterschiedlichen Filtern die in dieser Kombination eine Rarität sein dürften. Den Anfang macht ein resonantes 12 dB Multimode Filter mit Lowpass, Highpass, Bandpass und Notch Charakteristiken und nachgeschalteten Verzerrer. Zur Modulation sind LFO, Hüllkurve und Tracking vorverdrahtet, da diese Regler bipolar arbeiten sind auch negative Modulation bzw. eine Umkehr der Wellenform kein Problem. Das zweite Filter ist ein Formant Filter, welches mit drei definierbaren Vokalen arbeitet und parallel oder seriell zum Multimode Filter im Signalweg erscheint. Die Resultate sind stark abhängig vom eingehenden Audiomaterial und reichen von dezenten Bandpass-Filterungen über vokalartige Klänge bis hin zu starkem übersprechen der Bänder.
Die Effekte
Den Abschluss des Signalwegs machen die beiden Effekteinheiten mit Comb-Filter und Delay. Das Comb-Filter erzeugt primär alle Varianten zwischen Chorus und Flanger. In extremen Einstellungen genügt das kurze Antippen einer Note um den Effekt komplett auf den Kopf zu stellen. Gerade die dezenteren Chorus-Einstellungen stehen Strings, Pads und Chords gut zu Gesicht. Der Delay-Effekt mit 750ms Verzögerungszeit kann frei laufen oder zur Clock synchronisiert werden. Klanglich fügt sich das sehr musikalisch ein und insbesondere Dub Chords profitieren davon. Selbstverständlich kann jeder Effektparameter über die Modulationsmatrix animiert werden!
Die Modulationen
Bei dieser großen Auswahl macht das Schrauben neuer Sounds noch mehr Spaß! Die meisten Modulationsquellen sind bereits auf dem Bedienfeld fest mit verschiedenen Zielen (Oszillatoren, Filter) verbunden. Vier loopbare Hüllkurven mit sieben Zeit/Level Elementen lassen sich auf ADSR-Niveau einkürzen. Zwei LFOs lassen sich zur Clock synchronisieren und bieten jeweils vier Wellenformen. Der dritte LFO mit Dreieck-Wellenform ist mit dem Modulationsrad am Masterkeyboard verknüpft. Sample & Hold ist ebenfalls mit an Bord und mit einem eigenen Temporegler ausgestattet. Die Modulationsmatrix - im NF-1 „Wires“ genannt - bietet sieben Einträge, die 19 Quellen mit 86 Zielen verbindet! Sogar Modulationen innerhalb der ModMatrix sind möglich.