Intellijel Rubicon II ist ein Oszillator-Modul für Modulare Synthesizer im Eurorack-Format. Schon der Vorgänger war ein voller Erfolg, da er als einer der ersten VCOs Thru-Zero-FM Synthese beherrschte. Der Rubicon II bietet jetzt neun gleichzeitig verfügbare Waveshape-Ausgänge, zwei Suboszillatoren, drei Variationen einer Sinuswelle, eine neue Tri-State-Pulsschaltung, exponentielle und lineare FM, Hard und Soft (Flip) Sync, Pulsweitenmodulation, CV-Kontrolle des FM-Index, eine neue faltbare Warp-Schaltung, und die Fähigkeit, perfekt-symmetrische Thru-Zero-FM durchzuführen. Bei der Thru-Zero-FM entsteht keine Änderung der Tonhöhe oder der Tracking-Genauigkeit.
Um das Fazit vorwegzunehmen: Der Rubicon II ist schlicht und ergreifend großartig.
Dementsprechend ist dieser schon der zweite im Rack. Die einfachen Pluspunkte sind die sehr gute Tracking-Stabilität, Stimmbarkeit (mitsamt einem weitreichenden Oktaven-Switch) und der ehrliche Klang eines klassischen Analogen.
Darüber hinaus ist aber das Featureset entscheidend: Im Rubicon findet sich eine Unmenge an parallel abgreifbaren Wellenformen, ein Suboscillator mit Wahl zwischen -1 & -2 Oktaven, ein Reset mit wiederum den beiden Formen Soft- oder Hardsync sowie 3 versch. FM-Setups.
Gerade FM in exponentiell & linear sind hier absolut solide und das Schalten in den linearen Thru-Zero-Modus ermöglicht dem Rubicon II wirklich unglaublich starke Timbres während die Modulation der Symmetrie allerhand asymmetrische, wildere Klänge aufbauen kann. Gerade Thru-Zero klingt bei Rubicon unheimlich gut und stabil, was ich als unheimlich großen Pluspunkt empfinde.
Hinzu kommt noch ein Warpcircuit, welcher auf den Suboscillator normalisiert ist und mit einem Tri-State-Pulse arbeitet, welcher wiederum mehrförmig umschaltbar ist (ebenso im übrigen, wie auch der Sinus drei Settings bekommen hat). Mit dem Zuschalten des "Squish" kann dann noch eine Art Wellenfaltung auf das Warpsignal einwirken, welches sich wiederum auch extern über den X-Eingang speisen lässt und die Möglichkeiten deutlich aufbohrt. Für den Tristate-Puls wirkt im übrigen auch die PWM wie auf die reguläre Pulswelle, sodass auch hier noch kräftig an Klängen gedreht werden kann.
Intellijel bewirbt das Gerät auch als Sounddesign-Oscillator, wodurch vielerlei "gut gemeinte Limitationen" hier gar nicht erst eingesetzt werden, wie z.B. die Pulsbreite, welche auch auf 0 und 100% eingestellt/moduliert werden kann. Hier sind keine Attenuverter eingebaut, sondern einfache, unipolare Attenuatoren, welche mir persönlich für die Verwendung präziser erscheinen und sehr zusagen. Ebenso darf hervorgehoben werden, dass ein Switch zur LFO-Geschwindigkeit wechselt und der Rubicon so zu einer zyklischen Modulationsquelle mit etlichen gleichzeitigen Wellenformen für die Animation anderer Module dienen kann.
Ich würde den Rubicon II zwar nicht in hoher Zahl für den Aufbau eines FM-Patches aus der Ecke DX7 verwenden wollen, jedoch finde ich die mediale Repräsentation als Einzelspieler beinahe irreführend, da bereits zwei hiervon irrsinnig gut zusammenspielen.
Ich gebe dem Rubicon II die volle Sternzahl, dennoch gibt es natürlich immer Dinge, welche fehlen/ anders sein dürften:
1) Phasemod ist im klassischen Sinne nicht integriert, das würde ihn noch wesentlich variabler machen.
2) Die Warpschaltung verfügt zwar über eine Wellenfaltung, diese kann aber nur auf der Rückseite mit einer Kalibrierungsschraube in der Intensität eingestellt werden. Hier ist das Fehlen eines vollwertigen Potis an der Frontseite verschmerzbar, aber es wäre super, wenn besagte Schraube frontseitig in etwa so erreichbar ist, wie die Tuningschraube unter dem Feinstimmregler.
Romantik empfinde ich, weil es sich hier - von der Warpstufe mal abgesehen - um einen einfachen Oscillator ohne Verschmelzung mit anderen Modularten zur Formung einer vollständigen Stimme handelt. Ich bevorzuge, meine Stimmen selbst zu konstruieren und nicht alles in ein Modul gestopft zu haben. Auch möchte ich einen komplex steuerbaren Oscillator und nicht einen Complex-Oscillator, sodass der Rubicon II mit seiner tiefgreifenden Funktionalität mir wirklich genau entspricht.
Wer kleine Livecases ausrüsten möchte, wird hier verständlicherweise zu anderen Modellen greifen wollen. Wer möglichst viel schon am Startpunkt der Synthese anstellen mag, wird sehr glücklich mit diesem Schlachtschiff sein.
PS: Zwei Rubicons können womöglich die Erdrotation beeinflussen, ich werde vorsichtig damit umgehen.