Zum 40. Jahrestag präsentiert Gibson USA mit der Gibson RD Artist 40th Anniversary eine Reissue E-Gitarre des Offset-Klassikers von 1977. Zwei aktive Gibson GEM-Humbucker in Hals- und Stegposition liefern kraftvolle und flexible Sounds des Classic und Hard Rock, während der geleimte Mahagoni-Hals im Rounded Profil traditionelles Gibson-Feeling beschwört. Darüber hinaus stattet Gibson die RD Artist 40th Anniversary mit solider und funktionaler Hardware in Form vergoldeter Grover Keystone Locking Mechaniken und der klassischen Tune-o-Matic/Stopbar-Kombination aus.
Dem authentischen Korpusdesign der frühen RD folgend, verfügt die RD Artist 40th Anniversary über authentische Korpusmaße und Shapings. Solides Mahagoni wird für die Konstruktion von Hals und Korpus verwendet, welches dank transparentem Vintage Sunburst Finish zum Vorschein kommt. Der geleimte Hals im Rounded Profil verfügt über ein Griffbrett aus Granadillo, welcher dank extra flachem Halsfuß die Erreichbarkeit der höchsten Griffbrettlagen unterstreicht.
Als wahre Rock-Machine ist die Gibson RD Artist 40th Anniversary mit zwei kraftvollen Gibson GEM Tonabnehmern bestückt. Beide Pickups verfügen über einen per 9V Batterie betriebenen aktiven Preamp für erhöhten Output und tonale Flexibilität. Dementsprechend liefern Gibsons GEM Humbucker an jedem Amp ausreichend Pferdestärken für Licks mit der Extra Portion Dampf und Crunch. Gesteuert wird die Elektronik der RD Artist über einen klassischen 3-Wege Toggle zwei separate Volume-Regler und einen Master Tone.
Die Gibson RD hatte es mir schon immer angetan. Optisch irgendwo zwischen Explorer und Firebird angesiedelt, gehört sie mangels kommerziellem Erfolg doch eher zu den Fußnoten im Gibson-Produktportfolio.
Gerade dieser Exotenstatus macht für mich jedoch den Reiz dieser Gitarre aus. Und da originale Exemplare aus den 70ern relativ selten sind und die aktive Moog-Elektronik nicht jedermanns Geschmack ist, habe ich mir diese Reissue zum 40. Geburtstag der Modellreihe gegönnt.
Eines vorweg: Die Gitarre polarisiert auch in ihrer in dieser Variante entschärften Form. Grund sind neben der Form die aktiven Pickups. Diese sind sehr outputstark und werden Fans klassischer PAFs sicher nicht glücklich machen. Auch wird bei dieser Variante die standarmäßige Gibson-Mensur verwendet. Zumindest die ersten Baujahre in den 70ern hatten eine etwas längere Mensur, weshalb sich das 40th Anniversary Modell nicht unbedingt vergleichen lässt.
Dennoch bereue ich den Kauf keinesfalls. Die Gitarre klingt m. E. sehr gut. Die aktiven GEM-Pickupss haben zwar mächtig Dampf, komprimieren aber nicht so extrem, wie man es von anderen aktiven PUs kennt und die Gitarre hat wirklich ein atemberaubendes Sustain. Auch reagiert die Gitarre sehr nuanciert auf dynamisches Spiel und bietet ein schönes Obertonspektrum und wuchtige Bässe. Grundsätzlich ist diese Gitarre eher für die härtere Gangart geschaffen, obwohl m. E. der Hals-Pickup auch warme jazzige Klänge rüberbringen kann. Aufgrund des hohen Outputs heizt die RD der Vorstufe aber schon ordentlich ein.
Das Holz schwingt wunderbar lange, dabei wiegt die Gitarre trotz der relativen Größe des Korpus nicht sehr viel, was für die Qualität des verwendeten Mahagoni spricht. Der Hals ist recht voluminös, was mir persönlich eher zusagt als ein schmaler oder zu flacher Hals.
Zudem hängt die Gitarre super ausbalanciert am Gurt. Das geringe Gewicht und der angenehme Hals machen so auchg langes Spiel im Stehen nicht zur Tortur.
Zur Verarbeitung nur so viel: In dieser Preisklasse gibt es sicher noch besser verarbeitete Gitarren. Zumindest bei meiner RD ist das Binding des Griffbretts am Übergang zum Korpus nicht 100%ig perfekt und am Halsfuß fühle ich (eher als dass ich es sehe) leichte Unebenheiten. Dies sind aber nur kosmetische Mängel, die auch nur bei sehr kritischer Betrachtung auffallen. Die verwendeten Materialien und Hardware sind über jeden Zweifel erhaben. Einstellung und Spielbarkeit waren ab Werk top.
Der mitgelieferte Koffer ist sehr schön und solide gearbeitet und ist der Gitarre absolut würdig.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Gibson RD Artist sicherlich weder optisch noch klanglich jedem gefällt, in ihrer Nische aber sehr gut umgesetzt ist und somit ein absolut empfehlenswerter Exot im Gibson-Portfolio ist. Wer ein Reissue einer klassische RD aus den 70ern erwartet, wird hier nicht unbedingt glücklich, daher ist vorheriges Antesten schon Pflicht. Wer eine wuchtige und exotische Alternative z. B. zur Firebird sucht, der sollte der RD eine Chance geben. Ich wurde nicht enttäuscht.