Mit der
Das schlichte Design täuscht ein wenig darüber hinweg, dass die Gitarre sehr speziell ist. Hier mischt sich Vintage mit modernen Features wie 9,5 " Radius und Medium Frets. Das Stringspacing und das Tremolo sind allerdings wieder Vintage 56mm.
Der Hals hat eine sehr eigenwillige weiche V-Formung und liegt angenehm in der Hand. Die Griffbrettkanten sind sehr schön abgerundet.
Der Sound der Elektronik ist für diese Preisklasse überragend !
Das ist mehr als eine Strat.
Als Tipp : Wer Probleme mit den Saitenabständen hat, dem empfehle ich schmalere Saitenreiter zu nehmen, z.B. 10.8mm (ist billiger als das ABM 5050S) , dadurch gewinnt man zirka 2mm und die Saiten rutschen nicht so leicht vom Griffbrett.
Denn der schmale Hals passt leider nicht optimal zum Vintagespacing.
Wer eine Strat benötigt, die den richtigen "Twäng" hat, wird mit der Jimmie Vaughan TexMex Strat gut bedient. Von der Verarbeitung her erkenne ich keinen Unterschied zu US-Standard-Strats. Die Saitenlage ist gut, der Hals hat eine gute Haptik, ansonsten gibt es keine Probleme.
Für meine Zwecke hätte es wohl auch das Einstiegsmodell getan... Wollte aber unbedingt eine in Olympic White, nicht waschmaschinenfarbig. Auch wollte ich Vintage Tuner und 21 Bünde.
Innerhalb meines Budgets machte dann eben die Jimmie Vaughan das Rennen - andere hatten einen "falsch-herumen" Hals, oder kein Maple Fingerboard, oder den Trussrod-Zugang nur von unten... usw.
Meine Bedenken gegenüber der Jimmie Vaughan waren allerdings:
- der Preis
- das ungewöhnliche Halsprofil
- das einlagige Pickguard
- die Pickups und deren Schaltung
Zu diesen Punkten:
- Preis ist in Ordnung: Den Gigbag hätte ich nicht gebraucht, dafür 50€ billiger, wäre mir lieber gewesen... was soll's...
- Halsprofil ist super: insgesamt schön schlank, ordentlich verrundete Kanten (und dennoch kein übermäßiges Abrutschen der äußeren Saiten); Richtung Body eher ein ganz normales C-Profil, das V macht sich Richtung Kopfplatte durch einen weichen "Knick" bemerkbar - sehr gut bespielbar für meine kurzen Wurstfinger!
- Pickguard:
Positiv: Wirkt nicht so fragil, wie befürchtet
Negativ: Durch die fehlende schwarze Lage eines dreilagigen Pickguards fehlt für meine Begriffe etwas Kontrast zum Body
Auch gilt es zu bedenken: Es handelt sich, 50s-gerecht, um ein 8-Loch-Pickguard! Wer also denkt, mal auf die Schnelle ein Anderes drauf zu machen, muss dazu noch ein paar neue Löcher bohren!
Pickups: An den TexMex scheiden sich die Geister - ich finde sie absolut in Ordnung, (werde aber dennoch auf "Pure Vintage 65" oder ein loaded Pickguard mit "Custom 69" umsteigen - inkl. der oben genannten Bohrarbeiten)
Dadurch, daß der Middle Pickup nicht am Tone-Potie hängt, hat er viel mehr Charakter - Jimmie V. spielt ihn ganz oft und friemelt mit dem Volume...
Dass der Bridge Pickup etwas mehr Output hat, und am 2. Tone - Potie hängt, macht auch absolut Sinn.
Was noch?
Der Hals hat auch eine schöne Haptik, ist hauchdünn seidenmatt lackiert.
Er ist einteilig, also kein aufgeleimtes Griffbrett, sondern "Skunk Stripe"
Er ist sehr hell, wie frisch gesägt, und trägt in Verbindung mit dem fehlenden schwarzen Pickguard - Streifen und den nicht "gealterten" Pickup-Kappen und Potie - Knöpfen zu einem recht blassen Gesamtbild der Gitarre bei.
Die Verarbeitung ist, was die Substanz angeht absolut in Ordnung, ein paar Kleinigkeiten sind aber doch:
- 1 Bundstäbchen ragt etwas scharfkantig raus - kann man wegfeilen, oder "wegspielen" - steter Tropfen höhlt den Stein...
- der sauber gekerbte Sattel ragt beidseitig minimal drüber, was umso mehr auffällt, da er doch recht kantig und wenig verrundet ist - naja, bei der nächsten Inspektion wird er eh gegen einen Knochensattel getauscht
- die Oktav-Reinheit war nur so grob eingestellt; eine der Schrauben war das erste Stück sehr schwergängig und ging dann kurz vorm Ziel gar nicht mehr (Weg wäre noch da) der an sich passende Schraubenzieher rutscht ab...
Den Vibrato-Arm haben die Fender - Leute übrigens auch noch vergessen einzupacken... macht aber nix, hätte ich eh weggeschmissen...
Resümee:
Trotz einiger kleinerer Ungenauigkeiten in der Verarbeitung und Qualitätskontrolle zum Einen, und einiger Modifikations- Fantasien meinerseits zum Anderen bin ich voll und ganz zufrieden!
Ich spielte jahrelang eine Squire Classic Vibe - die sind ja bekannt für ihre Qualität in der Verarbeitung (die tatsächlich bei meinen Instrumenten im Vergleich deutlich besser war...) und für die gute Bespielbarkeit - aber: Jedes Mal, wenn ich zwischen den beiden Strats hin und her wechsele merke ich, dass die Jimmie Vaughan eindeutig die bessere ist! Kann mit der Classic Vibe, meiner alten Liebe, nichts mehr anfangen... das sagt doch alles!