Erica Synths x Richie Hawtin Bullforg XL introduction
Der Synthesizer für musikalische Bildung
Mit dem Bullfrog XL präsentiert Erica Synths die große Version ihres vollanalogen Lern-Synthesizers. Das Instrument mit den großen, bunten Drehreglern entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen Erica Synths und Techno-Legende Richie Hawtin. Die XL-Version wurde speziell für Lehrer, Dozenten und Workshop-Leiter entwickelt, die anhand des großen Modells technische Zusammenhänge und Sounds erklären. Natürlich ist der Bullfrog XL primär für alle gedacht, denn der dreimal größere Formfaktor und die zusätzlichen Funktionen sprechen ebenfalls für sich. Ganz gleich ob man sich erstmalig als Erwachsener mit Audiosynthese vertraut macht oder nach Jahren und Jahrzehnten selbst gesammelter Erfahrung den Nachwuchs an die Welt der Synthesizer heranführen möchte, Bullfrog XL ist genau dafür gemacht und für alle mit mehr Erfahrung ein cooler Synthesizer, dem man mit wenig Aufwand eine große Palette an Klängen entlocken kann. Einfach so kommt aus dem Bullfrog XL nichts heraus, er will gepatcht oder zumindest mit einer Voice Card bestückt werden. Von der Außenwelt nimmt der Synthesizer Noten via USB-C, MIDI und CV/Gate an, hörbar macht sich das Instrument über die eingebauten Lautsprecher und den Audioausgang. Für den Bullfrog XL wurde ein umfassendes Benutzerhandbuch erstellt, das den Lernprozess begleitet. Die Größe des Bullfrog XL ergibt durchaus Sinn, schließlich soll man auch von weitem das Geschehen auf dem Bedienfeld verfolgen können. Anstelle des Mono Lautsprechers punktet die XL-Version mit stärkeren Stereo-Lautsprechern. Um Wellenformen und Steuerspannungen sichtbar zu machen wurde ein 2-Kanal Oszilloskop implementiert. Ferner dienen nun zwei aktive Multiples (Splitter) der verlustfreien Verteilung von Signalen aller Art. Abgerundet wird das erweiterte Funktionsangebot mit einem Attenuverter der das Vermindern und Umkehren von Spannungen beherrscht und dem Slew Limiter, der zum Glätten von Spannungen gedacht ist.
Die Klangerzeugung im Detail
Das Herzstück des Bullfrog XL ist der analoge Oszillator mit einem präzisen Tracking von über acht Oktaven und Waveshaping-Wellenformen. Sinus macht dabei eine Verwandlung bis hin zur Haifischlosse durch und Rechteck ist in der Pulsweite modulierbar. Die beiden Wellenformen des Oszillators sind im Mixer abgreifbar und können an den Eingängen durch ein anderes Signal ersetzt werden. Im Mixer erhält man auch Zugriff auf den Pegel des Rauschgenerators, am Mix-Ausgang laufen alle drei Signale zusammen. Hält man sich genau an die Subtraktive Synthese ist das resonante Lowpass Filter das nächste Element im Signalweg. Zwei Steuerspannungseingänge, davon einer mit Abschwächer bringen Leben ins Patch. Den Abschluss des Audioweges machen der VCA mit einstellbarem Offset und der fest nachgeschaltete Delay-Effekt. Kenner ahnen hier bereits zu welchen Klängen der Bullfrog XL im Stande ist.
Drei Modulationsquellen für abwechslungsreiche Sounds
Zur Modulation sämtlicher CV-Eingänge kommen zwei identisch aufgebaute Attack/Release Hüllkurven zum Einsatz. Dankenswerter Weise sind die Hüllkurvenparameter separat via CV modulierbar. Zusätzlich ist ein zuschaltbarer Loop-Mode integriert, der aus der Hüllkurve einen LFO macht. Wellenform und Geschwindigkeit des LFOs wird in diesem Fall auch mit Attack und Release eingestellt. Die Buchsen EG1/2 Out führen den positiven Spannungsverlauf der Hüllkurven, an BP liegen bipolare Spannungen an, mit diesen schöpft man das volle Potential des Loop-Mode aus. Genaugenommen haben wir es hier mit zwei einfachen Funktionsgeneratoren zu tun. Die Sample & Hold Schaltung ist primär dazu da, zufällige, gestufte Spannungen zu erzeugen. Im Bullfrog XL geschieht dies im Takt des Pulsers (Rate) oder anhand gespielter Noten als „Gated S&H“. Nicht unerwähnt bleiben soll der Divider, dieser wird am Rechteck-Ausgang des Oszillators zum Suboszillator mit vier untergeordneten Oktaven oder ermöglicht sehr experimentelle Patches wenn dieser vom Pulser der S&H getaktet wird und die Teilerabgriffe mit den beiden Hüllkurven verbindet.
Das Nintendo-Prinzip
Einen Steckplatz für Erweiterungskarten gab es selten in der Historie der Synthesizer; Buchla Music Easel, Studio Electronics ATC und Avalon Bassline dürften zu den wenigen Vertretern dieser Zunft gehören. Im Lieferumfang des Bullfrog XL befinden sich drei Voicecards die selber konfigurierbar sind und sechs weitere mit einer speziellen Funktion.
Die Sequencer-Card enthält einen simplen 5-Schritt Sequencer mit mutebaren Steps, zudem ist die Clock-Quelle umschaltbar und die finale Schrittlänge auswählbar.
Die Acid-Card verwandelt den Synth in ein der TB-303 nahes Klangmonster.
Die Sampler/Looper-Card ist mit einigen Sekunden Aufnahmezeit und der Fähigkeit zur Geschwindigkeitsmanipulation ausgestattet. Ein Ringmodulator und ein integriertes Mikrofon zum Einfangen von Umgebungsgeräuschen gehören ebenso zur Ausstattung dieser Voice-Card.
Die Electric Organ Voice Card kombiniert die Rechteck-Wellenform des Oszillators mit dem Divider und ergänzt die Frequenzteiler um eigene Lautstärkeregler. Dadurch wird nach dem technischen Prinzip einer elektrischen Orgel der späten 1960er Jahre eine Pfeifenorgel emuliert.
Das Highpass VCF ergänzt den Signalweg des Synthesizers um ein analoges, leicht resonantes Highpassfilter. Je nach Stellung des grünen Cutoff-Reglers ergeben sich dank des HPF auch Bandpass-Sounds.
Die LFO Card verwandelt den Bullfrog XL in einen Modulationsspezialisten.