Der EMG H4 ist ein passiver Humbucker für die Steg-Position von E-Gitarren, der die besten Eigenschaften des EMG 81 mit der klassischen Attitüde passiver Tonabnehmer verbindet. Dementsprechend verspricht die Kombination aus überwickelten Spulen und Klingenmagneten aus Keramik einen massiven Output und ein extrem durchsetzungsfähiges Klangbild mit straff artikulierten Bässen, glasigen Mitten und einem knackigen Höhenspektrum. Außerdem verfügt der EMG H4 über eine lebendige Dynamik, die schnurstracks auf den Spieler reagiert.
Ich war mit den in meiner Solar verbauten Duncan Solar Pickups nicht wirklich zufrieden. Sie erschienen mir im Highgain-Bereich schwer zu kontrollieren bzw. bekam ich nicht wirklich einen Sound hin, der mich zu 100% glücklich machte. Okay, ich weiß, ein Gitarrist erreicht sowieso niemals mehr als 95% Zufriedenheit – aber auch bis dahin war noch Luft.
Bei meiner Suche stolperte ich über den H4, war aber erst von einigen sehr negativen Meinungen dazu abgeschreckt. Inzwischen weiß ich: Die meisten davon stammen von Leuten, die den Pickup nie selbst ausprobiert haben und was ist in Gitarren-Foren schon so en vogue wie EMG-Bashing? In jedem zweiten Post liest man die Aktiven EMGs sind total doof weil undynamisch also ist alles von EMG doof und die HZs sowieso. Bei genauerer Recherche findet man aber einige detaillierte, sehr positive Bewertungen und überzeugende Klangbeispiele und Vergleiche bei Youtube.
Ich entschloss mich also das Experiment zu wagen und besorgte mir den H4 in Kombination mit dem HZ S4.
Einbau:
Etwas tricky fand ich den Einbau des Tonabnehmers: Die Schrauben zur Fixierung und der Höheneinstellung des Pickups scheinen für Pickup-Rahmen gedacht zu sein. Die Löcher in der Pickuphalterung haben ein Gewinde und die Schraube ‚rutscht‘ nicht durch, wie es beim Einbau ohne Pickup-Rahmen nötig wäre. Eventuell benötigt man hier andere Schrauben als mitgeliefert wurden.
Verkabelung:
Das lötfreie System ist toll, aber im Regelfall nicht ganz lötfrei. Knackpunkt ist der Wählschalter: Das Stecksystem funktioniert hier nur, wenn man den passenden Schalter von EMG verwendet, der aber nicht in jede Gitarre passt (und auch nicht im Lieferumfang enthalten ist). 3er und 5er Wählschalter z.B. im Ibanez-Stil erfordern Lötarbeit wenn nicht vorher auch ein EMG verbaut war. Die nötigen Pläne für verschiedene Schalter liegen den Pickups bei und sind leicht verständlich.
Features:
Kein Coilsplitting oder verschiedene Voicings. Brauche ich aber auch nicht. Für 69 Euro kann man das auch nicht erwarten.
Klang:
Der H4 bringt mich den angesprochenen 95% Zufriedenheit ein gutes Stück näher. Der Sound erinnert durchaus an den eines EMG 81, eventuell mit einer Spur weniger Druck aber dafür glasklaren Cleans. Mit dem Drop-C-Tuning der Gitarre kommt er super zurecht und produziert gut definierten Klang ohne Matsch.
Im Gegensatz zu manchen Meinungen im Netz kann der H4 durchaus auch härtere Gangarten (z.B. Death o.ä.). Ich jedenfalls nutze ihn ohne Probleme für Thrash, Death, Metalcore etc. und musste nach dem Wechsel vom Duncan Solar nicht mal den Gainregler nach oben korrigieren.
Insgesamt habe ich den Eindruck es ist leichter für mich, zufriedenstellende Ergebnisse zu erreichen. Da ist kaum Fizz in den Höhen und ich muss weniger mit dem EQ suchen und rausfiltern was sonst an meinen Trommelfellen und Nerven sägt.
Ich habe übrigens den Eindruck, dass der Klang deutlich stärker durch Veränderungen des Abstands zu den Saiten beeinflusst wird als bei anderen Pickups die ich hatte. Wenn der Pickup zu tief sitzt geht sehr deutlich hörbar Output verloren – vielleicht rührt daher auch die eine oder andere schlechtere Bewertung.
Fazit:
Wird im Netz oft als Schrott bezeichnet – isser aber nicht. Solides Teil mit gutem Klang, mehr Dynamik als aktive EMGs und braucht keine Batterie. Ich bin sehr zufrieden mit dem Kauf.