Mit dem Blackstar HT Club 50 MkII präsentiert die britische Verstärkerschmiede die überarbeitete Version des beliebten Vollröhren-Topteils aus der HT Venue Serie. Basierend auf einer Schaltung mit zwei ECC83-Röhren und zwei EL34-Röhren, liefert der kompakte Zweikanaler 50 Watt Leistung für den Einsatz auf der Bühne oder im Proberaum. Der Clean- und der Drive-Kanal liefern dank umschaltbarer Voicings vielseitige Sounds zwischen clean und vollverzerrt, wobei die gemeinsame 3-Band Klangregelung zusammen mit dem Infinite Shape Feature (ISF) eine präzise Abstimmung der Klangfarbe gestattet. Darüber hinaus bietet das Topteil einen integrierten Reverb-Effekt und einen seriellen Effektweg. Für die Abnahme des Sounds auf der Bühne oder im Recording-Studio stehen ein Line-Out und symmetrischer Direct Out mit Lautsprechersimulation, sowie ein integriertes USB Audio-Interface bereit.
Optik (natürlich sehr subjektiv) und Verarbeitung sind 1a.
Das für mich überzeugende an diesem Verstärker teilt sich von alleine mit - und zwar unmittelbar nach dem Anschalten: Mir ist es nicht gelungen (in der 12 Uhr-Stellung) einen Sound zu finden, der nervt. Genutzt habe ich eine ESP EII mit Seymour Duncans und eine Hohner-Strat mit Fender Pick Ups.
Ich komme, was den Clean-Sound anbelangt, deutlich von meinem "The TWIN" und intuitiv suche ich diesen Sound auch immer wieder. Beim 2. Testen kam ein weiterer Gitarrist unserer Band (er spielt einen Fender Supersonic) mit und ich habe den Verstärker mit den Lautsprechern meines Twins verbunden. Strat rein und los. Im Augenwinkel sah ich, wie meinem Freund der Kinnladen dezent runterklappte. Fazit hier: Es ist nicht das Original aber großartig.
Den 2. Kanal habe ich innerhalb von 2 min. eingestellt - eher britisch orientiert. (den 2. Kanal meines "The TWIN" habe ich nie genutzt). Es spielt sich anders, als durch meinen Multieffekt (Tonelab EX). Der Verstärker reagiert direkter und ich kann noch nicht alles so spielen, wie vorher. Das Muting der Saiten ist noch zwingender erforderlich. Dafür ein schöner geerdeter Sound mit viel Sustain.
Tja - und dann noch die Möglichkeit die Voicings und die Kanäle per Fußschalter zu wechseln. Mein Floorboard hat es schon gespürt. Auch das wird nicht mehr so richtig gebraucht - vielleicht mal ein eingeschliffenes Echo oder so. Für den Live-Einsatz sehr, sehr flexibel.
In Worten: Der mitgelieferte 2-fach Fußschalter ist richtig gut, der 5-fach Fußschalter (+79€) genial (1 x Umschalter für das Voicing im Cleankanal, Britisch + Amerikanisch), 2 x 2. Kanal, 1 x Lautstärkeanhebung, 1 x Reverb.)
Mittlerweile spiele ich den Verstärker über zwei ältere 1 x 12 HK-Boxen. Ja, es ist nicht so bequem, wie mit meinem Multikönner, ich muss auch schon mal zwei Schalter drücken . . . aber dafür bin ich gefühlt auch "näher an meiner Musik".
Zurück will ich nicht. Der Twin wird weichen - die Schlepperei verändert sich: Statt einmal 34KG, nun 14kg plus 1 - 2 Boxen je nach Bedarf.
Ja, und dann habe ich kurzerhand den Line-Out Ausgang in unsere Mische gestöpselt. War nichts zu regeln – klingt!
Vor dem Kauf des Blackstar HT Club 50 MkII hatte ich einen Bugera V22HD, der mich zwar bei Clean-Sounds, nicht jedoch bei verzerrten überzeugte. Ein aus meiner Sicht druckvoller Zerr-Sound erforderte hier immer einen zusätzlichen Verzerrer. Und genau von dieser Verwendung überflüssiger Tretminen wollte ich weg. Ich machte mich daher auf die Suche nach einem Verstärker, der mir - neben einem guten Clean-Sound - mindestens zwei unterschiedliche Zerr-Sounds per einfacher Umschaltung bieten würde - ohne zusätzlich erforderliches Gerät. Und mir war von vorneherein klar, dass ich diese ganzen Profiling-Amps bei meiner Suche außen vor lassen würde. Ich bin Traditionalist und mag es bei Verstärkern gern schmutzig, dreckig und echt. Außerdem brauche ich keine 125 verschiedenen, abrufbaren Gitarren-Sounds, bei denen Verstärker synthetisch nachgebildet werden.
Nun denn: Aufgrund meines Budget-Limits und meiner technischen Wunschliste landete ich beim HT Club 50 MkII. Hier beim Music Store war zwar zur gleichen Zeit der HT Club 50 MkI im Angebot und mehrere hundert Euro günstiger als der MkII. Dieser kam für mich aber wegen mehrerer fehlender Features gegenüber dem MkII jedoch nicht in Frage.
Aufgrund diesbezüglicher negativer Erfahrungen mit dem Bugera hatte ich beim HT Club 50 MkII Bedenken wegen der Verarbeitung, da beide Amps "Made in China" sind. Nach dem Auspacken wurden diese aber sofort zerstreut. Die Verarbeitungsqualität ist wirklich sehr, sehr gut. Und wenn das jemand schreibt, der so pingelig ist wie ich, heißt das schon etwas.
Nun zur sicherlich wichtigsten Frage nach dem Sound: Der Verstärker hat einen cleanen und einen verzerrten Kanal, die mit dem mitgelieferten Fußschalter umgeschaltet werden können. Innerhalb dieser beiden Kanäle gibt es jeweils noch zwei umschaltbare "Voices", also Sound-Variationen. Und das reicht mir auch völlig aus für meine Aufnahmen. Der verzerrte Kanal liefert mir genau das, was ich gesucht habe: einen dreckigen "britischen" Rhythmus-Sound, der (die richtige Box vorausgesetzt) richtig Druck macht und bei Akkorden schön "brät" und einen noch dreckigeren, noch Sustain-haltigeren "amerikanischen" Solo-Sound, bei dem jede gehaltene Note schön singt.
Also: Von "China" merke ich bei diesem Verstärker überhaupt nichts.
Ein weiterer Vorzug des HT Club 50 MkII ist die Möglichkeit, über den direkten Ausgang in das Audio-Interface des Computers zu gehen. Sofern man nicht gerade eine akustische Traum-Umgebung und diverse 60er-Jahre Neumann-Mikrofone zur Verfügung hat, ersetzt dieser Ausgang nämlich die Notwendigkeit zur Mikrofon-Abnahme. Jedenfalls bei mir, da der Direkt-Ausgang besser (!) klingt als meine mikrofonierte Box. Also: Amp mit der DAW verbinden, aufnehmen und den Sound nur noch geringfügig mit dem EQ bearbeiten. Genau so etwas habe ich gesucht, denn ich bin kein Freund der stundenlangen Sound-Einstellerei.
Wenn ich überhaupt einen Kritikpunkt habe, betrifft der die Anzahl der Röhren in Vor- und Endstufe. Hier war Blackstar etwas "geizig" und entwarf den Amp mit nur je zwei Röhren pro Stufe. Will man hier mehr, muss man bei Blackstar um einiges tiefer in die Tasche greifen. Daher ein Stern Abzug bei den Features, ansonsten immer volle Punktzahl.
Mein Gesamtfazit: ein sehr empfehlenswerter Verstärker für Röhren-Puristen der alten Schule, die sich über erweiterte technische Möglichkeiten (Direktabnahme, Lautstärke-Reduzierung bei vollem Röhrensound usw.) freuen und nicht unbedingt das Budget für einen handverdrahteten Boutique-Amp zur Verfügung haben.