Mit dem Proton präsentiert Behringer einen semimodularen Analog Synthesizer mit komplexen Möglichkeiten zur Klangformung. Der Name und das Layout des Bedienfelds legen nahe, dass es sich beim Proton um den Nachfolger des Neutron handelt. Schaut man sich die verschiedenen Funktionsgruppen mit den zusätzlichen Reglern genauer an wird klar, das der Proton ein eigenständiger Synthesizer ist. Das Desktop-Gehäuse kann mit den optional erhältlichen Rackohren in ein 19” Rack montiert werden, wo das blaue Frontpanel für einen schönen Kontrast im Rack sorgt. Alternativ kann der Synth dem Gehäuse entnommen und in ein Eurorack Modularsystem eingebaut werden, wo es 80 TE Platz in Anspruch nimmt.
Ein Baukasten für Elektronik-Sounds
Den satten Grundsound erzeugt der Proton mit zwei Oszillatoren, die mit überblendbaren Wellenformen ausgestattet sind. Genauer gesagt hat man die Wahl, ob man die Wellenformen überblenden oder umschalten will; in beidem Fällen wird PWM geboten, was je nach Wellenform zu spektakuläreren Ergebnissen führt als man es bereits von der Rechteck-Wellenform her kennt. Zu jedem Oszillator gehört ein Suboszillator, der eine Oktave unterhalb der Frequenz des Tongenerators läuft. Erfreulicher Weise kann jeder Suboszillator eine von vier Wellenformen haben, was das Klangspektrum deutlich aufwertet. Primär ist der Synthesizer monophon spielbar, der 2-stimmig paraphone Mode ermöglicht Duophone Klänge und Sounds mit notenweise sich abwechselnden Oszillatoren. Hardsync und ein Rauschgenerator vollenden die Möglichkeiten auf Oszillatorebene. Belässt man den Signalweg ungepatcht gelangt der Oszillatormix in das duale Multimode Filter. Die beiden resonanten Filter sind identisch aufgebaut und beherrschen die Charakteristiken Lowpass, Bandpass und Highpass. Mit einer Shift-Funktion kann jedem Filter eine eigene Modulationsquelle wie z.B. Velocity, ModWheel, Aftertouch oder LFO zugewiesen werden. Eine Besonderheit stellt hier zusätzlich der Filtermix dar, welcher das Filter-Routing stufenlos von parallel zu seriell verschiebt. Kurzum: mit zwei seriellen Bandpass-Filtern erhält man einer Phaser-artigen Sound, Filterungen im Korg MS-20 Stil sind auch möglich ohne den speziellen Charakter zu imitieren. Mit dem frei verwendbaren Wavefolder hat Behringer dem Proton einen klanglichen Leckerbissen spendiert. Der Wavefolder kann an beliebiger Stelle eingebaut werden und kommt am besten mit Sinus- und Dreieck-Wellenformen klar. Je nach Reglerposition variiert das Ergebnis zwischen ungewohnt organisch-metallischen und hart übersteuerten Wellenformen. Den Abschluss im Signalweg machen die beiden VCAs, die dank der doppelten Ausführung eine Abweichende Pegelkontrolle zwischen Filtermix und Filter 2 erlauben. Stereoklänge sind jedoch nicht möglich.
Modulationen
Was die Modulationen betrifft dürfte der Proton der unter allen Behringer Synthesizern der komplexeste sein. Die beiden ADSR Hüllkurven sind unter der Haube auf die Filter (ADSR1) und den VCA (ADSR2) vorverdrahtet. Durch Verwendung des Patchpanels erweitert sich ihr Einsatzbereich deutlich. Zudem kann jede ADSR zwischen zwei Geschwindigkeiten wechseln und Retrigger ist aktivierbar. Retrigger kommt bei Legato-Spiel und 303-Lines mit gesetzten Slides zur Geltung. Etwas spezieller sind die beiden loopbaren ASR Hüllkurven. Neben gängigen Attack & Release-Verläufen taugen diese auch als Trapezoid-Generatoren und eignen sich als etwas eigentümliche LFOs, da ihre Funktionsweise eine andere als die eines herkömmlichen LFOs ist. Zwei gleichartig aufgebaute LFO vollenden die Modulationsquellen. Die LFOs sind individuell zur Clock synchronisierbar, können via Reset auf eigehende Noten reagieren, dienen im One-Shot Mode als Mini-Hüllkurve und verfügen wie die Oszillatoren über überblendbare Wellenformen. Das Patchpanel ermöglicht die Steuerung der LFO-Frequenzen und Wellenformen via CV. Da die Oszillatoren auch am Patchpanel anliegen sollte erwähnt werden, dass krasse FM-Sounds und Modulationen im Audiobereich kein Problem für den Proton sind. Nette Details wie die beiden Attenuverter zum Abschwächen und Invertieren von Signalen, ein simpler CV-Mixer sowie der 1-In-2-Out Multiple erweitern Die Modulationsquellen sinnvoll.
Patchpanel
Rechts auf dem Bedienfeld sind alle CV, Gate und Audio Ein- und Ausgänge untergebracht. Die 64 Buchsen des Patchpanels verteilen sich auf 40 Eingänge und 24 Ausgänge. Da nur die wenigsten Modulationen vorbeschaltet sind, kann man sich beim Proton so richtig austoben und seiner Kreativität freien Lauf lassen. Wie wäre es, mit einer der vier Hüllkurven die Frequenz von LFO 2 zu modulieren, der auf den Wavefolder gepatcht ist? PWM via Hüllkurve anstelle dem LFO ist übrigens ein Klassiker aus dem Roland-Lager. Ein charakteristischer Sync Sound wird benötigt? Ein Kabel von ADSR1 nach OSC 2 stecken und Hardsync aktivieren erledigt diese Ausgabe. Es bedarf tatsächlich ein wenig Fantasie die Möglichkeiten, die die 64 Ein- & Ausgänge bieten in Sounds umzusetzen, hat man es einmal verstanden ist der Proton ein Quell dursetzungsfähiger Analogsounds quer durch aller Sparten. Sämtliche Anschlüsse sind Eurorack-kompatibel und warten nur darauf Funktionen auszutauschen und mit anderen halbmodularen Synthesizern kombiniert zu werden.