Vor der Anschaffung dieses Gerätes muss man sich wirklich überlegen, was der Zweck sein soll. Wenn es um das saubere Arbeiten mit sauberen Samples geht, gibt es bessere Alternativen. Dieses Gerät ist nicht für den Maler, der mit feinem Pinsel fotorealistische Gemälde fertigt, sondern für den Maler, der Spaß daran hat, mit den Händen Farbe an die Leinwand zu klatschen oder sich selber in Farbe zu baden und dann selber über die Leinwand zu rollen. Das Gerät zielt eben darauf ab, Samples bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln. Und hier fängt für mich persönlich der Spaß wieder an, wenn es um Sprachsamples geht. Mit Sprachsamples lassen sich wirklich sehr abgefahrene Klänge erzeugen, die gerade im Genre Industrial sehr anwendbar sind.
Die mitgelieferten Samples habe ich alle recht schnell entsorgt. Und dann fing die Bastelei an. Es reichte nicht, die Samples auf 8 oder 16 Bit und 22khz, mono zu beschränken, wie es die Anleitung beschreibt, wenn man, wie in meinem Fall, Samples verwenden will, die in den 90er Jahren im VOC Format gesampelt und zig mal konvertiert wurden. Teilweise habe ich jetzt noch nicht rausgefunden, warum manche Samples nicht vom Gerät erkannt werden. Der Schacht für die SD Karte ist auch etwas umständlich. Die Entnahme geht nur mit spitzer Zange oder Pinzette, der Schlitz im Gehäuse ist größer, als der Slot für die Karte und es gibt keinen Federmechanismus, der das Entnehmen der Karte vereinfacht. Wenn man die Funktionen des Gerätes einmal verinnerlicht hat, ist die Bedienung nicht mehr ganz so schwierig. Ich persönlich bin die Zuordnung von 1 Regler/Knopf pro Funktion meiner analogen Instrumente so gewohnt, dass ich immer wieder strauchle, wenn Geräte eine Mehrfachbelegung von Knöpfen haben. Sehr ungewohnt ist für mich, dass man bei einigen Funktionen, die Drehregler erst komplett auf null drehen muss, bis man dann erst bei erneuten aufdrehen eine Veränderung des Wertes bewirkt. Die klanglichen Ergebnisse sind bei kleinsten Reglerbewegungen dann allerdings teils sehr drastisch. Die komplette Welt eröffnet sich dann via MIDI. Fazit: Die MicroGranny ist kein Werkzeug um grundsolide mit Samples zu arbeiten. Hier stehen das Zerhacken und das Verstümmeln von Samples im Fokus. Der Spaß steigt proportional zur Bereitschaft für Klangexperimente. Klare Empfehlung für Genres EBM und Industrial.
An für sich macht das Gerät solange riesigen Spaß, bis man die SD-Karte entfernen möchte um die mit eigenen Samples zu füttern, den dafür muss man das Gehäuse aufschrauben... Die Karte bekommt man mit einer schmalen Zange vielleicht raus, aber bei dem Versuch die mit Gehäuse wieder einzulegen ist es mir einfach rein gefallen. Der Slot ist einfach zu weit im Gehäuse. Aber davon abgesehen kann ich das Gerät sehr empfehlen, gerade wenn man die einzelnen Grains über Midi triggert bekommt man ein Grinsen im Gesicht 😁
Bastl Instruments haben sich ja schon viele kleine Soundmaschinen ausgedacht, die interessant und vielseitig waren. Die Microgranny ist da keine Ausnahme , aber sie fügt sich auch super als spontan modifizierbare Klangquelle in ein mobiles und ein Studio- Sequenzersetup ein. Wer gerne blips und bratzel-Schnipsel einfügt und sofort aus geräuschen Loops und Lines machen will, hat viel spas mit der Kiste. :-)